Haben wir euch eigentlich je von unserer Bucketlist berichtet? Bevor wir auf unsere Weltreise gestartet sind, haben wir eine kleine Liste mit Dingen erstellt, die wir gern auf unserer Reise um die Welt erleben bzw. ausprobieren wollen. Für manche Punkte der Liste, wie zum Beispiel die Füße in jeden Ozean der Welt halten, lassen wir uns noch ein wenig mehr Zeit. Andere Wünsche, wie Tauchen lernen, einen 5.000er besteigen oder einen lateinamerikanischen Tanzkurs besuchen, konnten wir schon abhacken.
Einen Surfkurs zu besuchen, stand auch auf unserer Liste. Schließlich wollten wir selbst erfahren, ob es wirklich so COOL ist, wie all die schicken Beachboys und -girls erzählen, oder wirklich so ein monotones Rumgepaddle und auf Wellen warten ist, wie die andere Fraktion berichtet. Auf der Insel Lombok in Indonesien kann man für 20,00 Euro einen zweistündigen, privaten Kurs nehmen, wo man einen Lehrer nur für sich hat und anschließend das Surfboard den ganzen Tag zum Üben nutzen darf. Im Vergleich zu zum Beispiel Kalifornien oder Frankreich, ein unschlagbar gutes Angebot!
Wir fuhren mit dem Roller wieder zum Selong Belanak Beach. Dort findet man viele Surfschulen, kein Wunder, denn die Wellen direkt am Strand bieten eine perfekte Voraussetzung für Anfänger – nicht zu groß, weicher Sandstrand als Untergrund und nicht weit vom Land entfernt. Unser Gastgeber Milan bot uns auch einen Kurs bei seinem Onkel an, doch dieser wollte mit uns direkt mit dem Boot hinaus auf´s offene Meer fahren, das jedoch war uns dann etwas zu sportlich für´s erste Mal Surfen!
Der Kurs startete mit einer Trockenübung am Strand. Zwei junge Indonesier brachten uns bei, in welcher Reihenfolge man vom Board aufsteht: Nach vorne schauen, dann paddeln, anschließend im richtigen Moment mit dem Paddeln aufhören und die Hände auf Schulterhöhe auf´s Board legen und sich hochdrücken. Im gleichen Atemzug das linke Bein (insofern man Rechtshändler ist) anwinkeln und mit dem rechten Bein einen breiten Schritt nach vorne machen. So schnell wie möglich mit gebeugten Beinen aufrecht stehen, jedoch nicht zu weit vorne, Balance finden, geradeaus schauen und die Welle reiten. Klingt doch alles ganz einfach! Ein Kinderspiel, in der Theorie! 😀 So weit, so gut… Schauen wir uns das doch mal in der Praxis an! Unser Ziel war es, wenigstens einmal auf dem Board zu stehen… 😀
Direkt danach ging es in den indischen Ozean, hinein in die Wellen und rauf auf unsere Surfboards. Ihr merkt schon, hier wird nicht lang gefackelt und die Floskel “Learning by doing” findet hier definitiv ihren Fokus. Die Lehrer bis zum Kinn im Wasser und wir liegend auf den Boards, warten wir nun also auf die perfekte erste Welle. Es dauerte nicht lang und da kam sie. “Bereit?” fragten die Lehrer uns auf Englisch und im gleichen Moment schubsten sie unser Board nach vorne und schrieen “Aufstehen! Jetzt!” Das sah in etwas so aus:
Dann geschah etwas Unmögliches! Wer stand direkt bei der ersten Welle wie eine Eins und surfte diese bis zum Schluss, als hätte er in seinem Leben nie etwas anderes gemacht? BRUNO!!! Die Lehrer waren sprachlos, ich im Übrigen auch, und fragten sich, ob er schon Surfstunden hatte. Als ich dies negierte, konnten sie mir das gar nicht glauben! Bei mir dauerte es ein paar Anläufe, ehe ich mich traute, aufzustehen. Das Element Wasser bereitet mir nach wie vor Angst und ich habe besonders vor starken Wellen riesengroßen Respekt. Meine ersten Aufstehen-Versuche sahen recht zaghaft und ängstlich aus und leider schleuderte mich die ein oder andere Welle nach unten und ich schluckte einige Milliliter an Salzwasser…
Aus Erfahrung weiß ich, dass es wichtig ist, sich mit seinen Ängsten auseinander zu setzen. Das Gefühl, sich seinen Ängsten zu stellen und, wenn auch nur mit kleinen Schritten, diese zu überwinden, ist unbeschreiblich bestärkend. Der aufbauende Adrenalinkick lässt einen so lebendig wirken, Endorphine werden freigesetzt und alles fühlt sich plötzlich so leicht an, wie, als könnte man alles im Leben erreichen! Und plötzlich stand ich auf meinem Board und surfte fast jede Welle! Nun hatte ich die Welle im Griff und nicht sie mich! Ein unbeschreiblich schönes Gefühl.
Die Zeit verging wie im Fluge, aus einem anfänglich “Aufstehen! Jetzt!” wurden wir immer selbstständiger und irgendwann paddelten wir vor der Welle, standen auf und übten uns ein wenig im Lenken, um den richtigen Weg auf der Welle einzuschlagen. Was uns nach wie vor schwer viel, war das richtige Timing kurz bevor die Welle unser Board erreichte, aufzustehen. Doch dafür hatten wir ja unserer Lehrer, sie halfen uns stets und wir hörten genau auf ihre Anweisungen. Denn steht man nämlich eine paar Sekunden zu zeitig auf, wird man von der Welle mitgerissen, steht man zu spät auf, surft man nicht vor der Welle sondern direkt auf ihr drauf und erhält keine Geschwindigkeit, um bis zum Schluss mit ihr mitzuhalten. Ihr merkt also, gar nicht mal so einfach mit dem richtigen Timing…
Nach zwei Stunden und einigen Selbstversuchen im Anschluss, waren wir hungrig und super kaputt von unserer ersten Surferfahrung. Mit dem Roller ging es nach hause und nach einer ausgewogenen Stärkung in unserem Lieblingsrestaurant Mia Mia´s Kitchen, ging es erstmal ins Bettchen…
Am Abend rafften wir uns dann nochmal auf und schauten uns den Sonnenuntergang bei den Klippen an. Viel spannender als die untergehende Feuerkugel, war der Paraglider, der wie ein Profi seine Runden in der Luft drehte und von allen wohl den schönsten Ausblick genießen konnte.
Unser Feedback zum Surfen
Wir machen es kurz: Uns hat es großen Spaß gemacht und wir waren überrascht, so schnell doch tatsächlich auf dem Board zu stehen! Wir können verstehen, warum diesen Sport so viele Menschen ausüben. Beim Surfen kann man sich bis ins unendliche steigern. Es gibt so unterschiedliche Wellen und Möglichkeiten, auf der Welle zu surfen, dass es nie langweilig wird! Wir fühlen aber auch ein wenig mit den Menschen, die es nicht so mögen… denn das ständige Paddeln und Aufstehen, Balance halten und auch mal runterzufallen und von einer Welle ziemlich nach unten gedrückt zu werden, raubt einen viel Kraft! Hinzukommt die Sonne, die erbarmungslos deine Haut küsst. Wir hatten die Wolken auf unserer Seite und blieben daher größtenteils davon verschont. Surfen ist Sport und daher war es für uns total ok, die Anstrengung in den Knochen zu spüren. Das Gefühl, wenn man auf dem Brett steht und die Welle surft, versprüht so viel Glücksgefühle, dass es sich lohnt, aufzustehen! Bruno präferiert dennoch bisher das Tauchen und möchte auch weiterhin an schönen Orten eher die Unterwasserwelt erkunden, als auf den Wellen zu reiten. Ich habe mich ziemlich verliebt in diesen Sport und habe daher ein paar Tage später direkt noch einen Kurs besucht. 🙂 Das Surfen hat mir mal wieder gezeigt, dass jeder klein anfängt und es normal ist, zu fallen. Fallen, Aufstehen, Surfen, wieder Fallen und wieder Aufstehen und Surfen… ein bisschen so wie im Leben! 🙂
Nach meiner zweiten Surfstunde, entspannten wir den restlichen Tag am Strand, schauten anderen Surfern beim Üben zu, kniffelten, schlürften Kokosnüsse und saugten den drölftausensten Sonnenuntergang ein. 🙂 Wir sind sehr dankbar für unser Leben, für das Hier & das Jetzt.
N.I.C.E!
🙂 🙂 🙂