Wir drei und die wilde Maus

Tag 1: Auf geht die wilde Fahrt!

Am 11. August ging es vollgepackt mit Bus, Zug und dem Shinkansen in eine der größten Städte Japans, nach Nagoya. Dort wartete eine hübsche Dame auf uns, wir hatten sie für die kommenden 6 Tage gebucht. Die Rede ist von einem Toyota Pixis, wir tauften sie „die wilde Maus“! Ein wahres Raumwunder, was von außen klein und kompakt wirkte, stellte sich im Innenraum als geräumig und sehr bequem dar. Nach kurzer Einweisung und Papierkram, ging die wilde Fahrt auch schon los. Raus aus der Stadt und hinein in die Weiten der Bergregion! Bruno und ich wechselten uns beim fahren ab, mit tollen Gesprächen und vielen Karaoke-Songs vertrieben wir uns die Fahrstunden, die besonders am ersten Tag nicht wenig waren. Doch die Zeit verflog, bei der schönen und stetig wechselnden Aussicht.

Der Weg führte uns eine Weile entlang der Hauptstraßen durch Nagoya. Es war nicht nur ein Sonntag, sondern auch der Beginn der einwöchigen japanischen Feiertage. Doch als wir das urbane Gebiet hinter uns ließen, eröffnete sich vor uns der blaue Himmel und darunter eine saftig grüne Bergkette, bestückt mit kleinen Dörfern. Ein wundervoller Anblick! Auf den Weg machten wir ein paar kleine Zwischenstopps, lange hielten wir es jedoch draußen bei 36 Grad nicht aus. Als die Sonne tiefer stand, kamen wir in der historischen Poststadt Narai-juku an. Sie ist Teil einer alten Handelsroute aus der Edo-Zeit, die Tokyo und Kyoto verband. Es war sehr beeindruckend, die traditionellen Holzhäuser entlang der Kopfsteinstraße zu begutachten und dabei immer mal wieder einen Schrein zu entdecken. Ein besonderes Highlight für uns war, den Japanern bei der musikalischen Probe für das bevorstehende Festival zuzuschauen. In dieser Wochen fanden nämlich viele Feste statt – zu diesem Zeitpunkt hofften auch wir, noch an einem der Festivals teilnehmen zu dürfen.

musikalische Einstimmung auf das bevorstehende Festival

An diesem Tag haben wir viel Strecke machen können. Nun befanden wir uns weit vom Meer entfernt, tief in den Nationalparks, umringt von Bergen. Am Abend kehrten wir in unserer Unterkunft für eine Nacht ein. Es war wirklich nicht leicht, im Vorfeld eine bezahlbare Bleibe in dieser Region, so nah an den Nationalparks, zu finden. Beim Einchecken stellte sich heraus, dass wir bei Einheimischen schlafen würden, die ihre untere Etage als Schlaflager für Reisende zur Verfügung stellten. Ein mit Tatamimatten ausgelegter Raum mit Blick in den dicht bewachsenen Garten, stellte Platz für circa 10 Futons bereit. Bei unserer Ankunft lag schon eine Mann im Tiefschlaf vor uns. Da es leider keine Duschen gab, ging es für uns heute nach kurzer Katzenwäsche am Waschbecken, ebenfalls auf die Futons. Kurze Zeit später füllte sich der Raum und alle Futons waren belegt.

Diese Nacht war auch für uns eine ganz neue Erfahrung! Überraschenderweise war sie aber sehr angenehm und ruhig. Als die Sonne am Morgen durch die mit Reispapier geschmückten Türen schien, wurden wir mit einem authentischen Japan-Anblick vom neuen Tag begrüßt.

Tag 2: Burg Matsumoto, Schicksalsgeschenk & zu Besuch bei Großeltern

Ganz nach dem japanischem Motto – Wer ansteht, wird belohnt – gesellten auch wir uns am nächsten Tag in die sonnige Schlange an der Burg Matsumoto. Nach zwei sehr geduldigen Stunden, hatten wir es endlich geschafft und konnten uns die noch gut erhaltene Burg aus dem 16. Jahrhundert von Innen auf allen Etagen anschauen. Sonderlich spektakulär war das nicht, da gefiel uns der Anblick von Außen mit der Parkanlage und dem Burggraben doch um einiges besser! Es war dennoch interessant zu sehen, wie weit die Japaner in ihrer Bauweise schon vor hunderten von Jahren waren. Massive Steinwände zum Schutz vor Angriffen, kleine, gut getarnte Schießscharten und die dunklen Außenwände sollten Gegner Angst einflößen und dafür sorgen, sich kein genaues Bild vom Aufbau der Burg machen zu können. Scheint funktioniert zu haben, denn sie ist eine der ältesten noch erhaltenen Burgen Japans.

Das Schicksal schenkte uns Melone

Am Nachmittag besuchten wir noch den Chubu-Sangaku Nationalpark, in welchen wir eigentlich das Besucherzentrum besuchen und eine kleine Wanderung unternehmen wollten. Doch das Schicksal hatte andere Pläne mit uns und so landeten wir an einem Flusslauf in den Bergen und genossen die schöne Aussicht, während wir unsere Füße in das eiskalte Wasser hielten. Dabei bemerkten wir gar nicht, wie eine Gruppe von vietnamesischen Studenten auf uns zu kam. Sie hatten es sich etwas abseits von uns ebenso am Fluss gemütlich gemacht und den Grill angeschmissen. Obwohl wir vorher keinen Blickkontakt oder Ähnliches hatten, kamen sie plötzlich auf uns zu und überreichten uns einen Pappteller mit drei Grillspießen und sechs Melonenstückchen drauf. Einfach so… Wir waren baff und bedankend uns vielmals für diese liebe Geste! Es war also gar nicht so schlecht, dass unser Weg heute doch etwas anders, als geplant, verlief. 🙂

Am Abend erreichten wir Takayama, eine Stadt in den japanischen Alpen. Direkt bei unserer Ankunft konnten wir die traditionelle Architektur im Stadtbild bestaunen. Noch bevor wir unsere Unterkunft aufsuchten, entdeckten wir eine riesige Tempelanlage, die wir kurzerhand besuchten. Vom Hügel, auf dem sich die Anlage befand, hatte man eine tolle Aussicht auf ganz Takayama und die umliegenden Berge und Wälder.

Unsere Unterkunft war wundervoll! Wir wurden von einem älteren Ehepaar begrüßt und herzlich empfangen. Sie leben in einem der traditionellen Holzhäuser Japans und haben in der oberen Etage Platz für sechs Gäste in zwei Schlafzimmern. Eines davon durften wir benutzen. Der Raum war mit Tatamimatten auf dem Boden ausgelegt, darauf befanden sich viereckige Sitzkissen um einen kleinen Teetisch herum. Hinter dem aufschiebbaren Raumteiler befanden sich unsere drei Futons mit flauschigen Bettdecken belegt. Eine noch authentischere Erfahrung hätten wir nicht bekommen können! Wir fühlten uns pudelwohl und genossen einen gemütlichen Abend im Kimono mit grünem Tee, Sake und so einigen Partien Skat, sowie unserem lustigen Magnetspiel.

Die ersten zwei Tage mit der wilden Maus rollten schonmal ziemlich gut! Als nächstes geht es Richtung Küste, in die alte Samuraistadt Kanazawa. Doch nun wird erstmal geschlafen… Gute Nacht! 🙂

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