Vorsichtig, heiliger Möwenschiss!

Shrine im Bann der Möwen

Zwar leben wir erst seit ein paar Tagen im Camper, doch schon jetzt fühlt es sich verdammt gut an, wieder so zu reisen. Frei und unabhängig auf der Straße in Richtung ungewisses Abenteuer, zuhause in der Natur. Auch das Schlafen auf den Isomatten, die wir einfach auf den blanken Autoboden legten, war bequemer als gedacht! 🙂 

Die letzten Tage verbrachten wir an der nördlichen Ostküste am Pazifik. Wir besuchten die Hafenstadt Hachinohe, in der sich der berühmte Kabushima Shrine befindet. Nicht nur die Tatsache, dass sich die heilige Stätte auf einem schroffen Felsen im Meer befindet, macht sie so einzigartig. Nein, viel mehr sind es die duzenden Bewohner, die den Shrine eingenommen haben. Abertausende von Möwen, die lautstark den Shrine für sich gewonnen hatten, kreisen um den Felsen herum, belagern den Platz und sorgen für weiße Farbkleckse so weit das Auge reicht. Der strenge Geruch war kaum auszuhalten! Dennoch wagten auch wir uns die Stufen hinauf zur Gebetsstätte. Am Eingangstor konnten man sich einen kostenlosen Schirm ausleihen, der wohl vor einem Möwenschiss schützen sollte. Wir riskierten einen „heiligen Möwenschiss“ abzubekommen und trauten uns auch ohne Schirm hinauf. Erst kurz bevor man die nächste Stufe erreichte, räumten uns die Möwen, wenn auch ungern, den Weg frei. Es war so laut, dass man kaum sein eigenes Wort verstand! 

Ganz schön laut !!!

Wir schafften es doch tatsächlich ohne einen weißen Farbtupfer auf dem Hemd wieder hinaus aus dem Reich der Möwen. Etwas abseits vom Shrine, gerade noch nah genug, um die untergehende Sonne hinter dem Felsen zu begutachten, machten wir es uns gemütlich und parkten das Toyota Mobil so, das wir über Nacht stehen bleiben konnten. 

Sonnenuntergang am Pazifik

Der Abend verlief ganz klassisch ala Genotrotter: 7-Eleven-Abendbrot, Kniffeln und über den Tag schnattern. 

Als die Sonne das Meer küsste und sich die Dunkelheit am Strand ausbreitete, ergriffen wir unsere Chance: die kostenlose Stranddusche! Tagsüber wäre dies nur mit Bikini möglich gewesen, da der Ort ziemlich gut besucht war. Doch als es dunkel wurde, waren wir fast ganz allein und durften die freie Dusche genießen. 

 

Die Gedanken kreisen

Am nächsten Morgen, als die Möwen schon lange wieder aktiv dabei waren, ihren Shrine mit Möwenschissen zu markieren, sagten wir Goodbye und starteten in Richtung Norden. Doch bevor es so richtig los gehen konnte, besuchten wir einen Sportladen, denn der aus Versehen mitgenommene Badelatsch vom noblen Kreuzfahrtschiff in der Ha Long Bucht, war nun endgültig durch und noch einen weiteren Tag mit nur einem halben Latschenriemen humpeln, hielt ich nicht aus. 

Mach’s gut Latsch! Hast dein Soll erfüllt!

Während wir mehrere Stunden in Richtung Norden fuhren, zog die Landschaft recht unscheinbar an uns vorbei. Viel präsenter in diesem Moment war die Tatsache, dass wir in zwei Monaten unser jetziges Leben, woran wir uns gewöhnt und welches wir sehr lieben gelernt haben, vorerst aufgeben müssen. Schon lange wissen wir, dass wir am 22. September nach Hause kommen, doch je näher dieses Datum rückt, desto mulmiger wird uns. Schließlich kommen wir nicht von einem drei wöchigen Urlaub nach Hause, sondern von einer 18 monatigen Reise, die unser Leben und auch uns sehr verändert hat. Wir könnten Aufsätze darüber schreiben, was aktuell in unseren Köpfen vorgeht, doch dann würden wir nicht nur uns, sondern auch euch ganz schön verwirren. Also lassen wir das lieber und kommen zu dem Ergebnis, welches uns am Ende des Tages bewusst wurde. Wir möchten in den kommenden Wochen im Hier & Jetzt leben und Japan in vollen Zügen genießen. Raum für Sorgen, Befürchtungen und Zukunftspläne schmieden, haben wir danach auch noch genug! 

 

Pünktlich zum neuen Tag, verschwand der Nebel immer mehr und die Sonne machte sich breit. Wir verbrachten den letzten Tag unseres Roadtrip damit, einen Leuchtturm zu besuchen. Am letzten Zipfel hoch im Norden der Hauptinsel Japans, befindet sich auf der östlichen Seite das Kap Shiriyazaki. Die Straße führte direkt zwischen saftig grünen Wiesen voller bunten Küstenblumen und grasenden Pferden hindurch, bis zur Klippe, wo sich der Leuchtturm befand. Eine atemberaubende Szenerie, wenn ihr uns fragt!

 

Als letzten Punkt vor dem Rückweg nach Aomori hatten wir uns noch das Kap an der westlichen Nordspitze, das Kap Oma rausgesucht. Von dort aus kann man bei gutem Wetter bis nach Hokkaido schauen! Am Kap befanden sich lauter alte Hüttchen, worin sich Fisch-Restaurants, Souvenirshops und natürlich Softeis-Stände befanden. Besonders berühmt ist dieser Küstenabschnitt für das Angeln von Thunfischen. Normalerweise werden diese riesigen Fische auf hoher See mit Netzen gefangen, doch hier kommen sie ziemlich nah an die Küste heran und es gelingt den Fischern ab und an, mit einer stabilen Angeln, einen solchen Fang zu bekommen. 

All die Ausblicke an der Küste und auch die Szenerie während der Fahrt, haben uns völlig die Zeit vergessen lassen. Huch… in drei Stunden ist bereits Auto-Abgabe! Nun aber nichts wie los!! Auf nach Aomori!

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