Von Süd nach Nord in 50 Stunden

2 Jahre mit dem Rad von der Schweiz bis nach Thailand 

Heute hieß es Abschied nehmen. Doch ein Glück hatten wir noch den halben Tag auf dem Campingplatz, um nochmal eine kalte Kokosnuss, ein Pad Thai und die super leckeren Frühlingsrollen genießen zu dürfen. Auch an einem Blogbeitrag bastelten wir und Bruno schrieb endlich mal wieder Tagebuch, das hat er lange nicht mehr gemacht. Kurz vor Abfahrt zur Fähre, verquatschten wir uns noch mit zwei Schweizern. Ihr Geschichte hat uns ganz besonders fasziniert, denn sie reisen seit 2 Jahren mit dem Fahrrad und dem Zelt von der Schweiz über Russland durch viele andere Ländern in Asien. Nun sind sie hier in Thailand und als Nächstes geht es für sie nach Australien. Wow! Mit dem Fahrrad! Das ist nochmal wesentlich mehr Abenteuer als unsere Backpackerreise! Mega cool! Wir tauschten direkt Kontakte und erfuhren, dass auch sie einen Blog schreiben. Schaut gern mal bei David & Regula vorbei: Tschaupe.ch

So, nun aber los, ab zur Fähre! Wir verabschiedeten uns noch kurz von der lieben Dame an der Rezeption, die uns immer „Darling“ oder „Honey“ nannte, und stiegen dann ins Auto. 

Hallo Festland!

An der Fährstation angekommen, hatten wir leider ein kleines Problem. Unsere Fährtickets, welche wir gestern online über die App 12Go Asia gebucht hatten, wurden beim Ticketschalter nicht akzeptiert. Über eine halbe Stunde versuchte die Dame am Computer unsere Buchungsnummer zu finden, leider vergeblich. Dann hieß es, wir müssen das Ticket nochmal bezahlen und das online gekaufte Ticket bei 12Go Asia stornieren. Na toll! Leider konnten wir das Ticket nicht mit der Kreditkarte bezahlen und um es bar zu bezahlen, fehlten uns 100 Baht, also 2,50€. Shit! Noch bevor wir nach Alternativen oder nach einem Geldautomaten Ausschau halten konnten, sprachen uns von hinten zwei junge Engländer an und fragten uns, wie viel Geld wir benötigten. Als wir ihnen antworteten, gaben sie uns das Geld und wollten auch nicht, dass wir es ihnen über Paypal oder so zurück überweisen. Oh wie lieb von ihnen! Somit konnten wir endlich die Tickets kaufen und noch in letzter Minute auf die Fähre. Puuuh, Glück gehabt! Danke an die lieben Engländer! Jeden Tag eine gute Tat, zahlt sich aus! Und tatsächlich war das Geld am nächsten Tag wieder auf unserem Konto.

Die Fährfahrt war angenehm, immer dem Sonnenuntergang entgegen, ging es circa eine Stunde und 20min Richtung Festland. Ich schrieb Tagebuch und Bruno laß sein Harry Potter Buch. Anschließend ging es mit dem Bus des Fährunternehmens weiter ins Zentrum von Surat Thani. Von dort aus teilten wir uns mit einem jungen Doktor aus L.A. ein Taxi. Er übernahm die Bezahlung, wir durften umsonst mitfahren. Sehr lieb von ihm! Am Bahnhof angekommen hatten wir noch gut zwei Stunden Zeit, also holten wir uns am Straßenrand Pad Thai und im 7Eleven ein paar Snacks für die lange Fahrt. Um 22:50Uhr ertönte ein schrilles Pfeifen und der Zug rollte ein. Schon beim Einsteigen nahmen wir den penetranten Toilettengeruch war. Vergleichbar mit der Dixietoilette auf einem Festival am letzten Tag. Der Zug in Thailand besteht meistens aus drei Klassen. In der ersten Klasse gibt es richtige Betten, eine Klimaanlage und verschließbare Fenster.

In der zweiten Klasse gibt es eben genanntes in der günstigen Variante: offene Fenster dienen als Klimaanlage und leicht in die Jahre gekommene, zurücklehnbare Kunstledersitze fungieren als Bett.

Und dann gibt es noch die dritte Klasse. Diese ist mit offenen Fenstern und harten, nur leicht gepolsterten Holzbänken geschmückt. Das war’s! Nun mag dies für ein paar Stunden gehen, jedoch für eine 13 stündige Nachtfahrt dann doch ziemlich abenteuerlich! 😀 

Wir entschieden uns für die zweite Klasse, welche preis- leistungstechnisch das beste Angebot darstellte. Gerade Platz genommen, ging die Fahrt auch schon los. Durch die offenen Fenster pfiff der Fahrtwind mit Karacho durch den Waggon, alles klapperte und wackelte hin und her. Immer mal wieder kam der Toilettengeruch vorbei, uns graute es jetzt schon, dort auf Toilette zu müssen. Meine Blase wollte es dann doch ziemlich schnell wissen und so landete ich schneller als mir lieb war dort. Den Geruch mal bei Seite gestellt, war die Toilette ganz ok. Sie bestand aus einem Loch auf dem Boden und einen kleinen Waschbecken, dass sogar fließendes Wasser hatte!

Während der Fahrt fanden wir nicht wirklich viel Schlaf. Es war einfach zu hell, zu laut und zu rüttelnd hier im zweite Klasse Abteil. Am frühen Morgen kamen ältere Frauen und Männer durch die Gänge spaziert und verkauften laut rufend frisch zubereitetes Streetfood bestehend aus Reis, Hühnchen, Gemüse, aber auch Kekse und andere Süßspeisen waren dabei. Etwas verspätet kamen wir um 10:00Uhr morgens am Hauptbahnhof in Bangkok an. Ziemlich müde und erschöpft schlenderten wir durch das gigantisch große Gebäude. Es wirkte recht neu erbaut, jedoch sehr leer und irgendwie viel zu groß für die Anzahl der Gleise und Menschen, die hier waren. Hier sollten wir nun die nächsten 10 Stunden verbringen. Den Gedanken, mit unseren Backpacks müde die Stadt zu erkunden, verwarfen wir schnell. Die Zeit im Bahnhof verflog wie nichts! Wir entdeckten eine kostenlose Dusche, die wir direkt dankbar in Anspruch nahmen. Danach fühlten wir uns wesentlich fitter und bereit ein wenig an neuen Blogbeiträgen zu basteln. So entstehen im Übrigen die meisten unserer hier geschriebenen Texte – irgendwo auf Reisen beim Warten auf Bus, Bahn, Fähre oder Flugzeug. 

Und schwups waren 10 Stunden vorbei und es ging in den nächsten Nachtzug, welcher uns innerhalb von 14 Stunden von Bangkok hoch in den Norden nach Chiang Mai bringen sollte. Wir nahmen wieder in der zweiten Klasse Platz, obwohl wir uns am liebsten heimlich in die erste Klasse in ein bequemes Bettchen geschmuggelt hätten! 

Die Fahrt war eigentlich genauso wie die erste, nur das unser Steiß und auch die Beine mehr über die Schlafsituation meckerten. Doch hey, wir sind jung und es gibt doch wesentlich Schlimmeres als ein Nachtzug! Die Strecke zu laufen zum Beispiel! 😀 

Am nächsten Morgen um 09:00Uhr kamen wir in Chiang Mai an. Unsere zweitägige Reise fand nun ein Ende, naja fast! Obwohl wir ziemlich müde waren, wollten wir uns die 2,00€ für das Taxi sparen und uns nach all dem Sitzen lieber etwas bewegen. Also schnallten wir unsere Backpacks auf den Rücken und liefen eine gemütliche Stunde vom Bahnhof ins historische Stadtzentrum, wo sich unsere Unterkunft befand. Als wir so durch die Straßen liefen, bemerkten wir direkt den Unterschied zum Süden des Landes. Die Gebäude waren viel älter, hinter jedem noch so kleinen Tor befand sich ein uralter Tempel, prunkvoll verziert. Die Straßen waren mit wesentlich mehr Einheimischen gefüllt, als mit Touristen. Manche schauten uns an, als hätte sie noch nie weiße Menschen gesehen. Chiang Mai hat Charme und wir fühlten uns direkt sehr wohl. In der Unterkunft angekommen, waren wir total überrascht, es gab sogar ein privates Bad für uns! Da wir kaum noch müde waren (überraschenderweise, trotz knapp 60 Stunden ohne richtigen Schlaf), schlenderten wir noch ein wenig durch die Stadt und kehrten später in einem kleinen Streetfood Restaurant ein, wo wir für Sage und Schreibe 4,00€ Folgendes bekamen: 1 Pad Thai, 1 Reis-Gemüse-Hähnchen-Pfanne, 1 Papayasalat und eine frische Kokosnuss. Dafür hätte man in Deutschland wohl nicht mal eine Sache bekommen. Wir sind sehr dankbar, dass aufgrund unserer starken Währung hier alles so günstig für uns ist. 

Film ab!

So… Nun aber wirklich ab ins Bettchen! 🙂 Wir hoffen, euch hat die Zugfahrt, auch wenn sie etwas lang war, gefallen. 🙂 Wir freuen uns auf eure Nachrichten! Seid lieb gegrüßt 🙂 

2 Gedanken zu „Von Süd nach Nord in 50 Stunden“

  1. Hallo ihr beiden!
    Wie schön, dass wir in eurem Blog persönlich erwähnt werden:) …das freut uns riesig! Danke für die packenden Beiträge zu eurer Reise, sie sind super geschrieben und nehmen uns mit zurück nach Thailand und vorwärts nach Amerika;)
    Weiterhin eine supertolle Reise, geniesst jeden Moment davon!
    Wir sind gespannt auf eure neuen Geschichten und grüssen euch ganz herzlich aus Malaysia.
    David & Regula

    Antworten
    • NA hallo David, hallo Regula! 🙂 Schön, dass ihr es mittlerweile bis nach Malaysia geschafft habt und wohl auf seid. Wir sind schon ganz gespannt auf neue Blogbeiträge!! 🙂 Falls ihr noch Fragen zu Süd-, Zentral- oder Nordamerika habt, meldet euch jeder Zeit gern! Liebste Grüße ins Nachbarland und schön viel Rückenwind! Bruno & Gena

      Antworten

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