Vom Maulwurf zum Kriegsgewinner

Vietnam wir kommen!

Nach unserer kurzen und eindrucksstarken Zeit in Kambodscha, ging es für uns weiter ins Nachbarland Vietnam. Unsere Reise startete bereits am frühen Vormittag und sollte mit einer ganz besonderen Busreise enden. Zu Fuß marschierten wir mit unseren Rucksäcken quer durch die Stadt. Wir sahen dabei aus wie zwei Schildkröten, die wohl mal irgendwo falsch abgebogen waren. Nach knapp 45 Minuten erreichten wir die Busstation und deckten uns im Anschluss noch mit etwas Reiseproviant ein. Die Besonderheit, neben dem unglaublich schlecht gelaunten Busfahrer und seinem Arsch von Gehilfen war, dass dieser Bus mit Liegen anstelle von Sitzen ausgestattet ist. Die knapp sieben Stunden sollten also recht entspannt werden. Doch dann herrschte, nach kostenlosem Mittag, Chaos an der Grenzstelle. Keiner wusste wohin wir gehen sollten und dem Busfahrer und seinem Komplizen schien das alles recht wenig zu stören. Ein Grenzbeamter wies uns dann recht unsanft in die richtige Richtung. Es war alles in allem keine große Sache, aber die fehlende Kommunikation machte aus einem simplen Grenzübergang ein wildes Tohuwabohu.

 

Ho-Chi-Minh-Stadt oder Saigon?

Am Abend gönnten wir uns dann eine in Vietnam übliche Nudelsuppe namens Pho. Die Menschen in Ho-Chi-Minh-Stadt leben, aufgrund der Bevölkerungsdichte, oft in sehr schmalen Gassen dicht beieinander. Meistens sind die Eingangstüren, sofern es welche gibt, sperrangelweit offen und man hat einen tiefen Einblick in die Räume, welche oft nur aus einem Fernseher, einer kleinen Küche und einer Matratzen auf dem Boden bestehen. Oft liegen die Menschen aber auch einfach nur auf den bloßen Fließenboden, da scheint es wohl am kühlsten zu sein.

Ganz versteckt am Ende einer dieser scheinbar nie endenden Gassen lag unsere Unterkunft. Klein, schnuckelig und mit eigenem Bad. Für unsere Zwecke also vollkommend ausreichend. Der einzige, wenn auch kleine Nachteil in der Nacht, war die Lage. Unsere Unterkunft befand sich zentral in der Stadt und durch Zufall direkt neben der berühmtesten Partymeile in ganz Ho-Chi-Minh-Stadt, der Ð. Bùi Viên. Dort rekelten sich den ganzen Abend junge Asiatinnen an der Tanzstange und es dröhnte laute Elektromusik aus den riesigen Boxen. Zwar absolut nicht unsere Gegend, aber es begrenzte sich ja auch nur auf diese eine Straße. Doch unser Hauptaugenmerk während der Zeit in Ho-Chi-Minh-Stadt, oder Saigon, wie sie in früheren Tagen bezeichnet wurde, war ein Ausflug zu den Kriegsschauplätzen im nordwestlichen Gebiet Cû Chi, etwas außerhalb der Großstadt. Bis 1975 war Ho-Chi-Minh-Stadt im übrigen noch die Hauptstadt von Vietnam. Mittlerweile hat diesen Posten die Stadt Hanoi, ganz im Norden von Vietnam, inne.

 

Die Kriegstunnel von Cû Chi

Unser Ausflug mit einer Tour ging um etwa 11 Uhr los. Ja, normalerweise mögen wir geführte Touren nicht besonders, doch für dieses Erlebnis mussten wir in den sauren Apfel beißen und uns den Touris anschließen. Gleich vorne weg, es war auch wirklich super einen Englisch sprachigen Guide zu haben, der einem die vielen Details erklären kann. Doch zuvor ging es in eine Produktionsstätte für handwerkliche Kunst, bei denen Kriegsopfern die Gelegenheit gegeben wird, trotz ihrer Fehlbildungen aus Resultat der Chemieangriffe durch die Amerikaner, einen fairen Job auszuüben. Einige dieser Bilder werden aus Eierschalen hergestellt und die Handwerkskunst dahinter war für uns wirklich erstaunlich  filigran. Hier mal ein paar Eindrücke. 

 

Im Anschluss ging es für uns weiter zur so genannten Shooting Range (dt. Schießstand), denn dort kann man, und das ist einmalig für Vietnam, als Tourist auch ohne Waffenschein mehrere halb- und vollautomatische Waffen auf Zielscheiben abfeuern. Vom amerikanischen M16 bis hin zur russischen AK47 war alles Mögliche vorhanden und bereit, die Zielscheiben zu durchbohren. Umgerechnet 2€ kostete ein Schuss. Da es jedoch nur Magazine mit einer Minimalgröße von 10 Schuss gab, mussten wir pro Person 20€ entlöhnen. Ein ziemlich teures Erlebnis, das unseren geplanten Trip zum Mekong Delta am nächsten Tag platzen ließ. Ob es das wert war, fragt ihr? Naja, sagen wir es mal so … für die Eine weniger, und für den Anderen etwas mehr. 😀 Aber seht einfach selbst!

 

Nach dem lautstarken Geballere ging es für uns endlich zu den heiß erwarteten Tunnelsystemen, in dem sich die vietnamesischen Partisanen im Vietnamkrieg von 1960 bis 1975 versteckt hielten. Die ersten Tunnel von Củ Chi entstanden 1948 im Krieg gegen die Kolonialmacht Frankreich, um Waffen, Vorräte und Menschen zu schützen. Unter der Erde waren ganze Städte entstanden mit Schulen, Lazaretten, Büros und Schlafgelegenheiten. Die unterirdischen Gebäude waren durch Tunnel von ca. 80 cm Höhe und 60 cm Breite verbunden. Wir passten mit Ach und Krach aber trotzdem in die schmalen Tunnel, denn für westliche Touristen wurde der Gang an manchen Passagen auf 1,20 Meter Höhe und 80 cm Breite vergrößert. Als Eingänge dienten mit Laub getarnte Klapptüren. Die Eingänge waren zudem durch einfache, aber wirkungsvolle Fallen wie Bambusspieße gesichert. Als wir dort waren, gab es natürlich keine Fallen mehr, aber es gab Demonstrationen, in denen uns gezeigt wurde, welche Fallen damals zum Einsatz gekommen sind. Es ist wirklich spektakulär, wie die Vietnamesen mit solch ausgefuchsten Taktiken eine zahlenmäßige Übermacht, wie die USA, besiegen konnte. Nebenher gab es noch eine Freiluftausstellung von Fahrzeugen, die während des Vietnamkrieges zum Einsatz kamen.

 

So, nun aber Schluss mit all den Kriegsgeschichten!

Die Ausflüge in den vergangenen Tagen, sowohl in Kambodscha als auch hier in Vietnam, waren spannend, informativ und erschreckend zu gleich. Nun hatten wir genug von all den Kriegsgeschichten und waren bereit für mehr Natur und mehr Meer! Also verabschiedeten wir uns von der Großstadt und setzten uns gemütlich in den Schlafzug. Wie das aussieht und wie lange man benötigt, um das halbe Land zu durchqueren, das erfahrt ihr im nächsten Beitrag! 🙂

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