Utila wir kommen!

Unser erster Tag des Lernens begann in aller Frühe, denn es galt keine Zeit zu verlieren bei einer Gruppengröße von neun Personen. Doch wer jetzt denkt „Alle ab ins Wasser und los geht‘s“, der irrt. Es begann wie alles im Leben mit blanker Theorie. Fünf Stunden vor der Röhre hängen und sich Instruktionen, Sicherheitshinweise, nonverbale Tauchersprache und Ausrüstung für den Tauchgang einprägen. Im Anschluss gab es einen kleinen Test mit mehreren Auswahlmöglichkeiten, um zu erkennen, wie viel wir von den Video‘s behalten hatten. Und ALLES auf Englisch!

Am nächsten Morgen verglichen wir zunächst unsere Test’s vom Vortag. Dann hieß es für uns: „Raus ans Dock und Ausrüstung Zusammenstellen!“. Die Ausrüstung besteht bei jedem Tauchgang aus bestimmten Bestandteilen: Einem Sauerstofftank, einer Tauchweste, die mit Hilfe von Regulatoren (zwei Knöpfen) mit Sauerstoff aufgeblasen werden kann, oder den Sauerstoff entweichen lassen kann (z.B.: beim Abtauchen), einem Gewichtsgurt mit passenden Gewichten um im Wasser nach unten zu gelangen, einer Taucherbrille mit Schnorchel, für das schwimmen an der Wasseroberfläche, einem Paar Schwimmflossen, sowie dem Herzstück der Ausrüstung, einem auf den Sauerstofftank anschraubbarem Schlauchsystem mit vier Ablegern. Einer für die Sauerstoffversorgung mit der Schwimmweste, einer für den Anschluss in ein Sauerstoffmessgerät, was für die Sauerstoffanzeige notwendig ist und zur Veranschaulichung der Sauerstoffmenge im Tank, ein dritter führt zum primären Mundstück für den Taucher selbst, um ihn mit Sauerstoff zu versorgen und ein vierter führt zu einem Ersatzmundstück für Notfälle.

Nachdem dann alle mit der passenden Ausrüstung versorgt waren bekamen wir unsere erste Einweisung durch unsere Tauchlehrer Tammi und Cynthia. Dabei geht es immer um eine Erklärung über den Ablauf eines Tauchgangs und an welche Besonderheiten gedacht werden muss. Hierbei handelte es sich vor allem um die Abläufe der Übungen am ersten Tag, um Grundlagen zu erlernen. Zum Beispiel: das beseitigen von Wasser in einer voll gelaufenen Maske, oder sogar das komplette Abnehmen der Maske im Notfall, Rettungsversuche unter und über Wasser, oder dem Austausch von Mundstücken unter Wasser. Zudem wurden Tauchkumpel zugewiesen, da man unter Wasser stets zu zweit taucht, um im Notfall eingreifen zu können.

Nach einem Vorfall unter Wasser musste ich jedoch meinen Tauchpartner Wechseln. Mehr jedoch dazu im nächsten Beitrag, in den kommenden Tagen.

Am dritten Tag ging es dann für uns noch einmal in das Klassenzimmer. Eine neue Aufgabe stand uns bevor: Einen Tauchgang selbst planen und berechnen. Mit Hilfe eines Tauchplaners, was im Grunde eine tabellarische Veranschaulichung von Tiefe, Zeit und Ruhephasen zwischen den Tauchgängen ist.

Im Anschluss gab es dann noch einen kleinen Test dazu und dann sollte doch tatsächlich unser erster Ausflug ins Meer zu einem richtigen Tauchgang stattfinden!

Also ab aufs Boot und hinein ins große Abenteuer: “Tauchen in der Karibik !”

Wir mussten dann an unserer Zielstelle angekommen den berühmten “großen Schritt” wagen. Also rechte Hand auf Mundstück und Taucherbrille und die linke an den Gürtel mit den Gewichten. PLATSCH, und schon war ich mit samt der Ausrüstung irgendwo an der Küste von Utila. Zusammen mit meinem neuen Tauchkumpel Max aus den Nähe von London ging es ab in die vor Korallen nur so Strotzenden Abgründe der Karibik. Bis auf 12 Metern tiefe ging es für uns herab.

Wenn ich meine Eindrücke beschreiben sollte, dann würde ich sagen: “Es ist wie in einer Schwerelosen Welt die ersten Schwimmversuche zu machen. Der erste Atemzug fühlte sich völlig surreal an. Aber als mein Blick dann Richtung Korallenriff wanderte und all das kunterbunte Leben vor Ort sah, fühlte es sich an, als ob ich in einer Unterwasserdokumentation war, nur eben umgeben von einer Masse in der ich förmlich fliegen konnte.

Natürlich gab es auch die ein oder andere Unterwasser-Rückwertsrolle vor lauter Freude!

An unserem letzten Ausbildungstag sollte es früh in Richtung Meer gehen um die letzten beiden Tauchgänge für den praktischen Teil zu absolvieren. Also wieder alle auf‘s Boot und hinaus in nasse Glück. Jedoch wollte uns das Wetter und auch die Umstände vor Ort, auf eine gehörige Kostprobe stellen. Kaum am Tauchplatz angekommen fing es leicht zu regnen an. Das trübt zwar etwas die Sicht, aber ist kein großes Problem. Im Wasser mussten wir dann verschiedene Übungen absolvieren. Dieses mal: nahezu alle an der Wasseroberfläche. Doch bei einfachem Regen blieb es leider nicht mehr. Hinzu Kahm ein Sturm auf See auf und die Wellen türmten sich im salzigen Wasser gehörig auf. Doch noch fehlte zu unsere Weltuntergangsstimmung ein ordentliches Gewitter, aber keine Sorge, auch ein ausgewachsenes Gewitter sollte nicht lange auf sich warten lassen. Zu allem Überfluss wurde ein nahe vor Anker liegendes Fischerboot gefährlich nahe an unsere Position getrieben und nun war ein Heckpropeller gefährlich nahe an unseren Köpfen. Doch es half alles nichts, unsere Aufgaben waren klar vorgegeben und da mussten wir nun alle durch. Uns so zog ich, meine Lebensversicherung auf Hoher See, meine Kompletten Tauchausrüstung aus um sie, wie es die Aufgabe von mir verlangte, wieder an der Wasseroberfläche anzuziehen und erneut zu befestigen. Was an Land und auf dem Boot bereits recht kompliziert war, wurde in der apokalyptischen Umgebung zu einem wahrem Kampf ums überleben. Nicht etwa weil es eine riesige Kraftanstrengung war, nein, mein Arm hatte sich in einer Befestigungsschlaufe verfangen und ich bekam ihn nicht mehr los. Mit all meiner mentalen Kraft und den Resten des Adrenalin welches meinem Körper durchfloss reizte ich meinen Arm aus der Verschnallung los und konnte mit letzter Kraft wieder in meine Tauchausrüstung schlüpfen. Der nachfolgende Tauchgang jedoch belohnte mich und die andern mit einem Naturspektakel, welches ich zuvor noch nie erlebt hatte. Ein gigantischer „Gepunkteter Adlerrochen“ flog regelrecht in einer Strömung neben unserem Riff an uns vorbei, hinein ins endlose Blau des Meeres.

Wieder heil am Hafen angekommen mussten wir uns noch 3 stunden auf das schreiben unserer schriftlichen Abschlussprüfung gedulden.

Mit 92 % bestanden!

Das wurde dann natürlich am Abend mit den Anderen ausgiebig bei einem Bierchen gefeiert.