Zurück auf Anfang
Naja, nicht ganz, aber rein örtlich gesehen schon! Am 08. Juli haben wir uns vom heimischen Noboribetsu verabschiedet und uns auf den Weg nach Sapporo, dem Zentrum Hokkaidos begeben. Hier sind wir vor zwei Wochen mit dem Flugzeug gelandet, nach nur kurzem Zwischenstopp, wollen wir uns nun ein paar Tage Zeit nehmen, um die Stadt kennenzulernen.
Übernachtet haben wir wieder im Plat Hostel, es ist einfach mit Abstand die günstigste Unterkunft, dennoch sehr zentral gelegen, sauber und ein Zimmer ganz für uns! Nach 10 Tagen Hostelleben, wurde es höchste Zeit für etwas Privatsphäre! Nachdem wir es uns im Zimmer gemütlich gemacht hatten, besuchten wir wieder die süße, ältere Dame im Ramen-Laden gegenüber. Eine süß-traurige Begegnung… Sie konnte sich nicht mehr an uns erinnern und fragte alle die Fragen, die sie uns auch vor zwei Wochen gestellt hatte. Wir antworteten ihr gern auch ein zweites Mal, mussten aber ein wenig schmunzeln, als sie uns erneut auf den Haken hinwies, der gefährlich von der Decke hing. “Seid vorsichtig, stoßt euch nicht am Haken!”
Frühstück mit Raben
Seit unserer Ankunft in Japan verfolgen uns die schwarzen Vögel auf Schritt und Tritt. Sie sind nicht nur auf dem Wappen der japanischen Fußballnationalmannschaft, sondern auch überall sonst vorzufinden. Bevor unsere Stadttour durch Sapporo begann, frühstückten wir am Fluss, natürlich in Begleitung der Raben. Mit vorsichtigem Abstand, leisteten sie uns lautstark Gesellschaft.
Schnaps am Morgen
Wer sich ein wenig mit der japanischen Tradition auskennt, dem ist sicherlich schon mal der Sake begegnet. Der berühmte Reisschnaps, welcher seit Jahrhunderte alter Tradition aus Reis gewonnen wird. Im Sake-Museum durften wir mehr über die Gewinnung des 15-20 prozentigen Schnaps erfahren. Der meiste Reis wird in Hokkaido angebaut. Nachdem er geerntet wurde, wird er gereinigt und anschließend zwei Tage dampfgegart. Der gedampfte Reis wird mit Wasser und Bakterien aufgegossen, die dabei entstehende Glucose wird von den Bakterien in Alkohol umgewandelt. Im Anschluss wird die feste Reismasse ausgepresst und die Flüssigkeit in Filterbecken aufgefangen. Nach der Filtrierung wird der gewonnenen Sake in Fässern abgefüllt. Je nach Belieben, wird er dort mehrere Monate bis Jahre gelagert. Hier im Museum gab es nicht nur etliche Flaschen Sake zu kaufen, sondern auch Sake-Softeis. Der Besuch ist kostenlos und sehr interessant! Fotos in Kimonos vor den Sake-Fässern gab´s on Top! 🙂
Bucketlist: Einen der sieben Dragonballs finden
Eines macht den Raben, in Bezug auf die Anzahl, wirklich Konkurrenz: die Verding Maschinen! Diese findet man nämlich mindestens genauso häufig vor, wie einen krähenden Raben! 😀 Egal ob am Bahnhof, auf der Toilette, im Restaurant, Hotel, Museum, Einkaufszentrum oder mitten im Nirgendwo auf einem Feld, sie stehen einfach überall! Meistens sind sie mit diversen Getränken, die preislich fast identisch mit denen im Supermarkt sind, ausgestattet. Häufig gibt es sie jedoch auch mit kleinen Souvenirs, Spielzeugen oder Kuscheltiere gefüllt. Manche beinhalten sogar warme Gerichte, Softeis oder Hygieneartikel. In Sapporo besuchten wir einen richtigen Verding Maschinen – Laden, wo es nur so voller Krims Krams wimmelte. Unzählige Verding Maschinen, so weit das Auge reicht! So viele, dass wir nicht mal alle auf ein Foto bekamen! 😀
In einer davon versteckten sie kleine Schaumstoffbälle, doch nicht irgendwelche Schaumstoffbälle, sondern ganz besondere: die Dragonballs! Nur echte Fans des Animes wissen, was damit gemeint ist. Wer einen der sieben Bälle findet, kann sich sehr glücklich schätzen, doch nur wer alle sieben findet, hat einen Wunsch frei! Auf Bruno´s Bucketlist stand schon lange der Wunsch, einen der sieben Drangonballs zu finden, jedoch war von Anfang an klar, dass dies fast unmöglich ist, schließlich ist die Erzählung um die Dragonballs rein erfunden, doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Als wir dann diese Verding Machine fanden konnte Bruno diesen Zufall kaum glauben. Nach drei unglücklichen Versuchen, musste Gena ihre Glückssträhne her und siehe da… direkt beim ersten Versuch hielt sie den 4 Sterne-Dragonball plötzlich in den Händen! Ein Traum wurde wahr! 🙂
Prost Sapporo!
Am Nachmittag besuchten wir noch das Sapporo-Bier-Museum. Das Sapporo-Bier ist das wohl erste Bier, was Gena wirklich richtig gut schmeckt. Es ist nicht zu herb, leicht fruchtig und schön sprudelig. Einfach lecker! Hier im Geburtsort des Sapporo-Biers, gibt es das kostenlose Museum, welche sich direkt in der alten Brauerei befindet. In diesem aus Backsteinen bestehenden Fabrikgebäude befand sich früher einmal die Brauerei, heute dient es als Museum und Verköstigungsort für Besucher aus aller Welt.
Nach dem Rundgang, genehmigten auch wir uns, für gerade mal 1000 Yen (ca. 6,00 Euro) eine kleine Verköstigung, bestehend aus drei verschiedenen Sorten: Dem klassischem Bier (Sapporo Classic), welches man in jedem Supermarkt erwerben kann, das nicht ganz so herbe und leicht fruchtige Sapporo Black Label und das nur in dieser Brauerei erhältliche Kaitakushi Bier, welches nach dem original Sapporo-Rezept hergestellt wird. Letzteres Bier erinnert, typisch japanisch, an eine Art Tee-Bier, ebenfalls sehr interessant im Geschmack. Dazu gab es ein Stückchen Hokkaido-Käse, der wirklich super lecker war! Es braucht keine Worte, um die Verkostung zu beschreiben, es genügen drei einfache Bilder, oder was meint ihr?!
Wanderung zum Hausberg Mt. Moiwa
Am nächsten Tag wollten wir dem Hausberg Sapporos, Mt. Moiwa, einen Besuch abstatten. Der bequemste Weg führt mit der Seilbahn oder dem Bus hinauf auf den gerade mal 531 Meter hohen Stadtberg. Da er jedoch berühmt für seinen Urwald mit über 400 Arten von Bäumen ist, wollten wir den Wanderweg nehmen, um auf die Spitze zu gelangen. Es lohnte sich! Bei angenehmen 25 Grad und bestem Wetter wanderten wir immer einen Waldweg entlang hinauf auf die Spitze. Unterwegs konnten wir die Artenvielfalt der Natur genießen – nicht nur Bäume, sondern auch etliche bunte Blumen kreieren ein wahrhaftiges Naturparadies den gesamten Weg entlang nach oben. Trotz des Urwaldcharmes, fühlten wir uns eher wie auf der Alm in Österreich – überall klingelten Glocken, genau im selben Ton, wie die der Kühe in Österreich. Doch Kühe gab es hier auf dem Berg keine! Dafür begegneten wir aber einigen Japanern, die so ausgerüstet waren, als würden sie den Mt. Everest besteigen wollen. Mit ihrer Bärenglocke (eine Glocke die einem angeblich die Bären vom Hals hält), befestigt am Schuh, Rucksack oder an der Hose, wanderten sie motiviert den Berg auf und ab. Wir mussten etwas schmunzeln, da diese 1,5 stündige Wanderung wirklich keine derart allumfassende Ausrüstung bedarf, aber gut, jeder wie er mag! 🙂
Oben angekommen, genossen wir den Ausblick über ganz Sapporo bis hin zum japanischem Meer und den umliegenden Bergen. Die Vielfalt aus Meer, Bergen, Vulkanen, Wäldern und glasklaren Seen in Kombination mit den vier Jahreszeiten, macht Sapporo so attraktiv, wie kaum eine andere Stadt, die wir bisher besucht haben.
Der Rückweg führte uns noch an einem schönen Schrein vorbei, der sich ganz versteckt im Wald befand. Am Abend wurde es Zeit für ein reichhaltiges Abendbrot und was gäbe es in Japan besseres, als ein heißer Ramen? In Sapporo befinden sich viele kleinere, noch sehr traditionell betriebene, Restaurants, wie dieser Ramen-Laden, in dem man für 800 Yen (ca. 5,00 Euro) einen großen Pott Ramen bekommt. Hmmmm, lecker! 🙂
Bier-Festival
An unserem letzten Tag in Hokkaidos Hauptstadt, schlenderten wir über die grüne Meile der Stadt. Die Grünanlage erstreckt sich durch die komplette Innenstadt und bietet eine Wohlfühloase für Anwohner und Urlauber. Während die Parkanlage im Winter als Kunstausstellung für Schnee- und Eisskulpturen genutzt wird, verwandelt sie sich im Sommer in ein buntes Blumenmeer und spiegelt dabei die Blumenvielfalt Hokkaidos wieder.
Die Fläche wird im Sommer für ein berühmtes Festival hier in Sapporo genutzt: dem Bier-Festival! Die kleinen Verkaufsstände erinnerten uns dabei total an das Oktoberfest in München und als wir plötzlich noch einen Maibaum entdeckten, fielen wir aus allen Wolken! Was macht der denn hier?
Im Zuge der olympischen Winterspiele im Jahre 1972 wurden die Städte München und Sapporo zu Partnerstädten ernannt. Sie verbindet seitdem her nicht nur die Winterspiele, sondern auch die Liebe zum Bier. Zufällig befinden sie sich geografisch auch auf selben Breitengrad. Als Zeichen der Anerkennung und Verbundenheit, wurde dieser Maibaum errichtet, der das ganze Jahr über hier im Herzen Sapporos vor zu finden ist. Und ja, euere Augen täuschen euch nicht, dies ist tatsächlich eine Nachbildung des Maibaumes vom Viktualienmarkt in München.
Auch dem berühmten Uhrenturm, der im Jahre 1906 aufgrund des infrastrukturellen Wandels der Stadt einfach mal 100 Meter verpflanzt wurde, statteten wir einen kurzen Besuch ab.
Sapporo hat uns wirklich sehr gut gefallen. Der Charme der Hafenstadt ist nach wie vor traditionell authentisch, dank der vielen Fischmärkte und urigen Restaurants. Die etwas in die Jahre gekommenen, grauen Gebäude werden mit der leuchtenden, bunten Blumenvielfalt in den Parkanlagen übertrumpft und lassen die Stadt dadurch lebendig und freundlich wirken. Die umliegenden Nationalparks bestückt mit aktiven Vulkanen, tollen Wanderwegen, glasklaren Seen und dem rauen Wind des japanischen Meeres, verleiten Sapporo einen einmalig schönen Wiedererkennungswert. Hier waren wir definitiv nicht zum letzten Mal!