Motorradtour Nordvietnam Part 4

Die letzten Kilometer 

Kaum zu glauben, dass vier Tage auf dem Ha Giang Loop im Norden Vietnams und 400km Motorradtour nun zu Ende waren. Doch bevor dies geschah, hatten wir noch einen wirklich tollen, letzten Tag mit unserem Guide Tong. Aufgewacht im Luxusbungalow, schlenderten wir zum Frühstück und stärkten uns für die letzten 100km auf dem Bike. Dann ging es los und wir verließen das Dorf und tauchten ein letztes Mal in die Berglandschaft ein. Es ging auch heute wieder über Serpentinenstraßen, hoch über Berge und später durch authentische Dörfer, stets vorbei, an gefühlt nie endenden Mais- und Reisfeldern. 

Zu Besuch in einer völlig anderen Welt 

Normalerweise fahren die Motorradtouren an den Dörfer nur vorbei und machen lediglich bei den Aussichtspunkten und in den Speisekantinen Halt. So bekommt man zwar einen guten Einblick, jedoch erfährt man nicht wirklich, wie genau die Menschen hier leben. Wir hatten großes Glück, Tong als unseren Tourguide zu haben und dank ihm, einen tieferen Einblick in das Leben der Mongs zu werfen. Tong beherrscht die Mong-Sprache und kann sich daher auch mit diesen, vom Rest Vietnams abgeschotteten Dörfern verständigen. Wir durfte, dank ihm, eine Familie in ihrer Wohnung besuchen und somit den tiefsten, privatesten Einblick bekommen, an den sonst niemand so einfach rankommt. In einem Familienhaus leben meistens sechs bis zehn Menschen in drei Generationen, je nachdem, wie groß die Familie ist. Während uns die Kinder neugierig am Eingang des Hauses begrüßten, sprachen wir danach (Tong übersetzte für uns) mit der Mutter, die gerade dabei war Lein zu flechten. Sie gewehrte uns Zutritt und erlaubte uns auch ein paar Bilder zu machen. Was wir dann sahen, fiel uns nicht leicht zu fotografieren, denn sowas haben wir noch nie erlebt! Uns war durchaus bewusst, dass die meisten Menschen in Vietnam und besonders die Völker hoch oben in den Bergen, einfacher und ärmer leben, als wir es aus unserem verwöhnten, deutschem Leben kennen. Dennoch erschien so etwas nicht mal ansatzweise in unseren Vorstellungen… Die Menschen in diesem Dorf leben, wie auch in vielen anderen Dörfern, in kleinen Hütten aus Stein und Holz. Meistens leben sie in der unteren Etage, also im Erdgeschoss, wo sich Schlafen, Wohnen und Kochen im selben Raum abspielen. In der oberen Etage lagern sie Maiskolben, um auch bei schlechter Ernte stets genug Rationen zum Überleben zu haben. Eine Toilette gibt es nicht, dafür muss das Maisfeld herhalten. Gekocht wird über dem offenen Feuer in einer großen Eisenpfanne. Der Rauch entflieht nur schwer nach außen, was einerseits gut ist, um sich bei kalten Nächten zu wärmen, doch andererseits zu liefst die Gesundheit schädigt. Wir konnten anhand der kohlrabenschwarzen Holzbalken erkennen, dass der Rauch tief im Haus und in den Möbeln sitzt und die Menschen dies täglich einatmen müssen… In einem Bett schlafen meistens drei bis vier Menschen, Kinder und Eltern.

Die meiste Zeit des Tages sind sie jedoch nicht im Haus, sondern auf den Feldern oder am Straßenrand, wo das soziale Leben im Dorf stattfindet. Wir waren zu tiefsten geschockt, wie die Menschen hier leben können und wie die Gesundheit dem Stand halten kann! Tong berichtete uns, dass die meisten Menschen hier oben in den Bergen über 80 Jahre alt werden und Krankheiten, wie zum Beispiel Krebs, nicht bekannt sind. Besonders meinen Eltern fiel es schwer, zu akzeptieren, dass die Menschen nun mal hier leben und vielleicht sogar ganz zufrieden damit sind. Wir versuchten, unsere Emotionen nicht zu doll nach außen zu tragen, da wir die Familie auch keineswegs beleidigen wollten. Beim Abschied bedankten wir uns aufrichtig mit einer Spende bei der Mutter, denn so einen privaten Einblick zu erlauben, ist alles andere als selbstverständlich!

Guide, Sänger, Entertainer, Flötenspieler, Familienvater 

Die Rede ist von Tong, unserem lieben Tourguide. Der Name ist in den letzten Blogbeiträgen schon das ein oder andere Mal gefallen, was schlicht und ergreifend daran liegt, dass wir so begeistert von seinem Charakter waren. Er hat sich von der ersten, bis zur letzten Sekunde unheimlich liebevoll um uns gekümmert und dafür gesorgt, dass der Ha Giang Loop, auch ohne die Natureindrücke, nicht in Vergessenheit geraten wird. Es fing am Morgen an, in dem er uns liebevoll begrüßte, uns das Frühstück servierte und mit uns den Tag durchsprach. Während der Tour beantwortete er jede, wirklich jede noch so komische Frage von uns. In Erinnerung geblieben ist und beispielsweise die Frage nach den Eier-Preisen, als wir vor einem kleinen Dorfladen standen und Papa unbedingt wissen wollte, wie teuer hier ein Hühnerei ist. Tong fragte die Dame an der Straße. Als sie ihm leider keine Antwort geben konnte, ging er weiter und fragte noch andere Bewohner des Dorfes, so lange, bis er eine Antwort für Papa hatte. Und das ist nur eines von vielen Beispielen, wo er wirklich so geduldig und bemüht war uns auf all unsere neugierigen Fragen eine Antwort geben zu können. Doch er ist nicht nur ein einzigartiger Tourguide, sondern auch ein wahres Musiktalent! Wo auch immer wir waren und eine kurze Pause einlegten, schnappte er sich eine Flöte und trällerte für uns ein Liedchen. Am letzten Tag schoss er den Vogel ab und sang für uns ein Ständchen, so emotional und herzergreifend, dass wir vier ganz gerührt von seiner Performance waren. Leider hat das Video nicht die beste Tonqualität, dennoch wollten wir es für unsere Erinnerungen festhalten. Na, kennt ihr das Lied? 

 

Vorsichtig Papa, da geht es tief runter! 

Auf den letzten Metern haben wir nochmal jeden Stopp mitgenommen, um die schöne Landschaft auf uns wirken zu lassen. Papa war so begeistert, dass er unbedingt alles auf Kamera haben wollte. Mutig, wie wir ihn alle kennen, versuchte er ein Selfie direkt am Abhang, damit man auch richtig gut erkennen kann, wie hoch wir gerade stehen. Tong, Mama und auch mir ist fast das Herz in die Hose gerutscht, als wir ihn dort am Abhang haben stehen sehen. Da er auch auf unsere Bitte hin, dort wegzugehen, unbedingt noch sein Foto schießen wollte, hielten Tong und Mama ihn fest. Bruno lachte nur und meinte: ,, Lasst ihn doch mal sein Foto schießen, ich kann ihn gut verstehen.”So richtig aufatmen konnten wir jedoch erst, als er wieder einen Schritt zurück trat. Mensch Papa, vorsichtig! 😀 

Die letzten Eindrücken 

Zum Schluss besuchten wir noch einen Wasserfall, der direkt am Ha Giang Loop lag. Nach kurzer Erfrischung und dem ein oder anderen Stein mehr in der Tasche (die Steinliebe habe ich wohl von meinem Papa), rollerten wir zurück in den Ort Ha Giang, wo vor vier Tagen das Abenteuer Motorradtour startete. 

Von Anfang bis Ende haben alle Zweiräder gut durchgehalten! 🙂

Von ganzem Herzen, DANKE!

Danke lieber Tong, du hast diese Reise zu etwas ganz Besonderem gemacht! Dank dir haben wir einen authentischen und intensiven Einblick von der Natur, dem Leben hoch oben auf den Bergen und der uralten Kultur Vietnams bekommen, den wir für immer in unseren Herzen tragen werden. Dieses Abenteuer, zusammen mit Mama & Papa, gehört definitiv zu den Highlights unserer Weltreise.

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