Unser letzter Ausflug zu dritt
Der 22. August ist gekommen, und so schnell sind drei Wochen Urlaub mit Robert vergangen… Mit dem Ende dieser wunderbaren Zeit begann für Bruno und mich der letzte Monat unserer Weltreise. Aber statt uns darüber den Kopf zu zerbrechen, möchten wir euch lieber von unserem letzten gemeinsamen Ausflug zu dritt erzählen. 🙂
Hiroshima besteht nicht nur aus dem Festland, sondern umfasst auch zahlreiche Inseln. Mit der Fähre ging es für uns zur größten Insel in der Hiroshima-Bucht – Miyajima. Dort erwarteten uns, neben einigen Touristen, unerwarteterweise Rehe! Damit hatten wir wirklich nicht gerechnet. Fahren nicht alle immer nach Nara, um zahme Rehe zu bestaunen und zu füttern? Nara ist neben Kyoto, Osaka und Tokyo eines der berühmtesten Ziele für Touristen, genau wegen dieser Tiere. Wir hatten uns bewusst gegen einen Besuch in Nara entschieden, auch wenn wir die süßen Rehe gern gesehen hätten. Umso überraschter waren wir, sie hier zu treffen. Anfangs fanden wir die Vierbeiner wirklich niedlich, aber als sie uns später unser Essen förmlich aus der Hand rissen, verflog der Niedlichkeitsfaktor ziemlich schnell.
Viele Besucher kommen jedoch nicht wegen der Rehe hierher, sondern vielmehr wegen des schwimmenden Wahrzeichens. Das berühmte “Schwimmende Torii” ist eines der bekanntesten Wahrzeichen Japans. Es gehört zum Itsukushima-Schrein, einem heiligen Shinto-Schrein, der seit Jahrhunderten Pilger und Reisende anzieht. Das beeindruckende, 16 Meter hohe Torii scheint bei Flut auf dem Wasser zu schweben und bildet eine malerische Kulisse, besonders bei Sonnenuntergang. Bei Ebbe kann man direkt zum Torii laufen und es aus nächster Nähe bestaunen. Das Torii symbolisiert den Übergang von der menschlichen Welt zur göttlichen und macht Miyajima zu einem Ort, an dem Kultur, Spiritualität und Natur harmonisch zusammentreffen.
Auf der Insel gibt es jedoch noch so viel mehr zu entdecken. Wir verließen die belebten Einkaufsstraßen, die bereits am Vormittag voller flanierender Menschen waren, und tauchten ein in die Ruhe der Natur im Herzen der Insel. Dort fanden wir historische kleine Gebetsstätten, idyllische Parkanlagen und malerische Koi-Teiche. Inmitten dieser friedlichen Atmosphäre stießen wir auch auf eine wunderschöne Pagode, die unsere Entdeckungstour perfekt abrundete.
Bevor wir die Insel verließen, erwartete uns noch ein ganz besonderes Highlight: ein spektakulärer Blick von oben! Die Miyajima-Seilbahn bot uns die perfekte Gelegenheit, die atemberaubende Landschaft aus der Vogelperspektive zu erleben. In zwei Etappen führte sie uns vom Tal hinauf zum Mount Misen, dem höchsten Punkt der Insel. Während der 15- bis 20-minütigen Fahrt schwebten wir über dichte Wälder und blickten auf das glitzernde Seto-Binnenmeer hinab. An klaren Tagen reicht die Aussicht sogar bis nach Hiroshima – und wir hatten Glück! Die Sicht war fantastisch, und wir konnten die Weite des Meeres, die umliegenden Inseln und die Skyline von Hiroshima in vollen Zügen genießen.
An unserem letzten Abend wollten wir etwas ganz Besonderes erleben. Robert suchte intensiv nach einem außergewöhnlichen Restaurant und fand schließlich ein typisches japanisches Grill-Restaurant. Nur wenige Minuten später saßen wir an einem Tisch mit eigenem Gasgrill. Über ein Tablet wählten wir die Zutaten aus, die wir selbst grillen wollten, dafür hatten wir 90 Minuten Zeit. Zunächst machten wir uns Sorgen, ob die Zeit ausreichen würde, was zu ein wenig Stress beim Essen führte – wer kennt nicht die Angst, nicht satt zu werden? Doch diese Sorge war, wie immer, völlig unbegründet! Wir wurden mehr als satt und das Essen war einfach köstlich und reichhaltig. Ein kleines Abenteuer ergab sich, als wir versehentlich Hühnerknorpel bestellten. Da man für nicht aufgegessene Teller zusätzlich zahlen muss, mussten wir uns auch durch den Knorpel kämpfen. Auch wenn wir diese nicht besonders mochten, war es eine interessante Erfahrung. In Japan und vielen anderen asiatischen Ländern wird Hühnerknorpel geschätzt, da er wertvolle Nährstoffe wie Kollagen, Glucosamin und Chondroitin enthält, die besonders gut für die Gelenkgesundheit sind.
Am nächsten Morgen hieß es Abschied nehmen und die letzten drei Wochen mit Robert noch einmal Revue passieren zu lassen. Was wir in dieser Zeit alles erlebt haben, ist kaum in Worte zu fassen! Unsere Reise begann mit einem intensiven und eindrucksvollen Aufenthalt in Tokyo, der uns viele Kilometer zu Fuß und unvergessliche Eindrücke bescherte. Weiter ging es in die ländlichere Region von Fujiyoshida, bei der wir inmitten einer Wanderung durch die vier Jahreszeiten sogar einem kleinen Schwarzbären begegneten! Unser Roadtrip durch die “japanischen Alpen” brachte uns zur Ruhe, schenkte uns frische Luft und ermöglichte wundervolle Gespräche. Langweilig wurde es nie – auch Kyoto und Osaka füllten unsere Herzen mit bleibenden Erinnerungen. Natürlich durfte etwas Sport nicht fehlen: Eine Radtour in Onomichi war der perfekte Ausgleich zum Trubel der Großstadt. Hiroshima hingegen hinterließ bei uns einen tiefen emotionalen Eindruck, war aber zugleich der ideale Ort, um all die Erlebnisse noch einmal in Ruhe zu verarbeiten.
Noch nie zuvor sind wir ganze drei Wochen am Stück mit einer anderen Person gereist. Umso dankbarer sind wir, dass Robert ein großartiger Reisebegleiter war. Er hat einfach alles mitgemacht, was wir geplant hatten: vom Übernachten in einer Kapsel und langen Bus- und Zugreisen über die 7-Eleven-Frühstücke à la Weltenbummler bis hin zur Nacht auf dem Boden mit acht anderen Japanern, Karaoke-Sessions im Auto und Tagen mit über 30.000 Schritten auf dem Zähler. In manch einem Moment haben wir ihn sicher weit aus seiner Komfortzone gelockt. Am meisten in Erinnerung bleiben uns jedoch die langen Skat-Abende bis tief in die Nacht und die wunderbaren Gespräche zu dritt.
Vielen Dank, lieber Robert, dass du uns schon zum zweiten Mal auf unserem Abenteuer begleitet hast!