Final Countdown
Am 25.06.2024 ging es für uns nach vier abenteuerlichen Wochen auf Taiwan in unser letztes Weltreiseland. Moment… Was schreibt ihr da?! Ja… Ihr lest richtig, unsere Weltreise hat ein Ablaufdatum, welches wir schon seit einigen Monaten wissen, jedoch bisher hier nicht geteilt haben. Wir können es selbst noch nicht so richtig glauben, dass schon bald 18 Monate Reisen vorbei sein sollen. Wo ist die Zeit geblieben? Wir freuen uns riesig auf Familie, Freunde und das deutsche Brot! Gleichzeitig haben wir jedoch auch hohen Respekt davor, uns in die deutsche Kultur wieder einzugliedern. Zum emotionalen Wirrwarr jedoch später mehr! Nun wollen wir euch nicht länger auf die Folter spannen und euch endlich mitteilen, wann ihr uns wieder in die Arme schließen könnt! Am 20.09. werden wir Asien verlassen und in die Schweiz fliegen, da dies der günstigste Flug war. 😀 Unser Weg führt uns von dort mit dem Flixbus zurück ins wunderschöne Dresden, wo wir am 22. September 2024 ankommen werden. Irgendwie gefällt uns der Gedanke, langsam nach Deutschland einzureisen, um Raum zu schaffen für all die Gedanken & Emotionen die uns sicher durch den Kopf gehen werden, wenn wir zurückkommen.
Das Beste kommt zum Schluss
Nun wollen wir nicht länger ans Zurückkommen denken, sondern das Hier & Jetzt genießen. Schon lange Zeit vor der Reise stand fest, dass wir viel Zeit in unseren Lieblingsländern Kanada & Japan verbringen möchten, um Land und Leute so richtig gut kennenzulernen. Nachdem wir uns drei Monate Zeit nahmen, um uns vom kanadischen Charme verführen zu lassen, sollte nun Bruno sein absoluter Traum folgen: JAPAN! Drei volle Monate haben wir Zeit, in die uralte Kultur, festen Traditionen und das beste Essen der Welt (gibt es überhaupt etwas besseres als Pad Thai?!) einzutauchen. Unser zweiter Anlauf, sollte aber nicht in der Hauptstadt des Landes, Tokyo, starten, sondern viel, viel weiter nördlich. Die Vorfreude auf all das war zum Bersten gespannt, als wir am 25. Juni am Flughafen von Sapporo landeten.
Total müde aber üüüüüüberglücklich und aufgeregt, wie zwei kleine Kinder die vor einem Ü-Ei stehen, stolperten wir aus dem internationalen Flughafen zur Busstation. Nun war es soweit, seit über 150 Tagen lernen wir Japanisch über die App Duolingo und nun können wir unsere erlernten Wörter endlich einem Realitätscheck verpassen. Die Frage nach dem richtigen Bus klappte schon mal recht gut. Das ist aber auch nicht schwer bei der überaus selbstlosen Hilfsbereitschaft der Japaner, die sich bereits nach ersten Kontakten wieder einmal bestätigte.
Nach einstündiger Busfahrt kamen wir gut im Zentrum von Sapporo an und liefen die letzten Meter zu unserer Unterkunft. Ihr hättet uns sehen müssen, es ging nur noch “Oh guck mal die schicken Blumen dort!”, “Hier liegt ja gar kein Müll!”, “Oh wie das duftet!”, “Man ist das hier still!” – genau so liefen wir mit den großen Rucksäcken auf dem Rücken durch die Straßen der Stadt. Angekommen im Hostel gab es lecker Japanisch, zunächst aber nur vom Supermarkt, aber auch das ist typisch für die japanische Kultur. Achso und natürlich nicht zu vergessen: First things first! Erstmal Schuhe aus, so wie sich das in japanischen Wohnungen, ja auch im Hostel, gehört!
Bürokratie kann ja richtig Spaß machen!
Wer denkt, dass wir auf unserer Weltreise vom Papierkram verschont bleiben, der hat sich gewaltig geschnitten! Ja, auch als Reisender bleibt einem die Bürokratie nicht erspart, zumindest wenn man sich in einem fortschrittlichen Land, wie Japan, befindet. So gern wir auch direkt am nächsten Morgen unseren Erkundungsdrang gefolgt wären, so wichtig war es erstmal ein paar Dinge zu erledigen. Eine SM-Karte für drei Monate musst her, die Reiseroute plant sich auch nicht von allein, die Unterkünfte wollen gebucht und der Führerschein musste ins Japanische übersetzt werden. Das mit der SIM-Karte ging eigentlich ganz fix, da wir uns für eine elektronische SIM-Karte entschieden, die man einfach online buchen und einrichten konnten. Dafür muss man nur dem QR-Code Folge leisten, insofern dieser vorhanden ist! 😀 Leider wurde dieser bei uns vergessen und wir durften mehrere Stunden damit verbringen, diesen anzufordern. Nachdem wir 20 Mal die Nachricht “Es kann sich nur noch um Sekunden handeln” erhielten, wurden wir ganz schön sauer, da unsere Geduld am Ende war. Zum Schluss hatten wir endlich keinen Roboter mehr im Chat, sondern einen echten Menschen. Ja, die gibt es noch! 😀 Das Thema SIM-Karte war also erledigt, doch wo bleibt nun der Spaß? Der folgte danach, als wir uns auf die Socken machten, um unseren deutschen bzw. internationalen Führerschein in die japanische Sprache zu übersetzen. Dafür hatten wir uns im Vorfeld die JAF (= Japan Automobile Federation) herausgesucht. Sie ist in etwa vergleichbar mit unserem ADAC.
Bei der JAF-Stelle angekommen, wurde es spannend. Die Angestellten konnten nicht wirklich Englisch, also bestand unsere Konversation aus einem Mix aus Englisch, Japanisch und Mimik-Gestik-Sprache. 😀 Bei meinem (Gena) Führerschein ging alles gut. Ich konnte mich online registrieren und schon morgen das übersetzte Dokument in einem x-beliebigen 7Eleven-Laden ausdrucken lassen. Das war ziemlich einfach! Nun gab es da noch Bruno seinen Führerschein… Vielleicht erinnert ihr euch, dass er zum Kauf des Autos in Kanada den deutschen Führerschein gegen den kanadischen austauschen musste. Nun standen wir also da mit einem deutschen Pass, dem kanadischen Führerschein und dem internationalen Führerschein, der jedoch nur mit dem deutschen Führerschein gültig ist. Ziemlich verwirrend, das fanden auch die Japaner. Es dauerte eine ganze Weile, bis alle im Raum verstanden haben, dass wir den deutschen Führerschein nicht mehr besitzen, da wir diesen nunmal eintauschen mussten. Doch wie sollte es nun weitergehen? Soll nur ich fahren können in Japan? Dieser Gedanke gefiel uns nicht wirklich, also ließen wir nicht locker und suchten weiter nach einer Lösung. Die JAF-Mitarbeiter schickten uns zur Polizei, dort sollten wir herausfinden, ob die Polizei eine japanische Übersetzung des kanadischen Führerscheins, in Besitz eines deutschen Staatsbürgers akzeptieren würden. Unsere neue Herausforderung bestand also darin, mit gebrochenem Japanisch zur ortsansäßigen Polizei zu gehen und hoffentlich eine Antwort zu bekommen. Den Gedanken, dass dies ja dann aber auch nur eine subjektive Antwort einer von vielen Polizeistationen ist, ließen wir mal tief im Kämmerchen. Jetzt zählte der gnadenlose Optimismus!
Polizei, Freund & Helfer
Zunächst war nur der ältere Mann (rechts im Bild) vor Ort und wir versuchten ihm die Sachlage zu erklären. Später kamen noch ein paar weitere Polizisten dazu und lauschten unserem Anliegen. Wir müssen zugeben, es war gar nicht so einfach, mit dieser großen Sprachbarriere voran zu kommen, aber die Japaner waren sowas von unglaublich freundlich und geduldig, dass wir am Ende eine Lösung fanden. Bruno´s kanadischer Führerschein darf übersetzt werden und er darf in Japan Auto fahren. Juuuhuu!
Wir liefen also wieder den Weg zurück zur JAF-Stelle und beantragten auch die zweite Übersetzung. Wisst ihr, an sich wären diese Stunden mit all dem Hin und Her, den Sprachbarrieren und dem Abklappern der unterschiedlichen Stellen super nervig gewesen, doch die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Japaner begeistert uns einfach so sehr, dass selbst dieser Bürokratiegang am Ende des Tages für uns eine tolle Erfahrung war. Eine für sie wohl noch nie da gewesene Situation, ließ sie nicht in eine abweisende Haltung fallen, sondern in eine gewillte, pro aktive Hilfestellung.
Von diesem wilden Tag musste unbedingt ein Andenken her, also beschloss ich den JAF-Mitarbeiter zu fragen, wie teuer denn ein Kugelschreiber von ihnen wäre. Er schaute etwas verdutzt und wusste wohl nicht so recht, ob er mich wirklich richtig verstand. Dann stand ein weiterer Mitarbeiter von seinem Schreibtisch auf, kam zu uns gelaufen und schenkte mir seinen Stift. “Yasashii hito desu!” rief ich ihm hinterher und das ganze Büro lachte. Diese Situation blieb wohl nicht nur für uns ein Highlight des Tages.
Was für ein schöner erster Tag in Japan… Er endete bei Imchen in einem kleinen Ramen-Restaurant, wie es im Buche steht. Wir plauderten ein wenig mit ihr, schlürften köstlichen Ramen und ließen den Tag ausklingen.