Tag 5: Tanz im Regen
Unser Tag in Kanazawa startete mit einem kurzen Abstecher am japanischem Meer, danach besuchten wir noch einen richtigen Supermarkt und den 100Yen-Shop. Robert deckte sich ordentlich mit Matcha ein. Matcha-Schoki, Matche-Waffeln und Match-Bonbons. All die Leckereien wären uns beinahe verloren gegangen, hätte uns ein lieber Japaner an der Ampel nicht darauf hingewiesen, dass die Matcha-Tüten quer auf der Straße verteilt lag. Upsi, da hat wohl jemand die Sachen auf dem Autodach liegen gelassen… 😀
Mit den gut verstauten Matcha-Süßigkeiten setzten wir unsere Fahrt fort. Unser Ziel für heute: das drei Stunden entfernte Ono, ein kleiner und wenig bekannter Ort, aber der perfekte Zwischenstopp für unsere letzte Nacht on the road. Auch die heutige Strecke war alles andere als langweilig – unterwegs passierten wir zum Beispiel eine tiefe Schlucht mit einem beeindruckenden Wasserfall. Nationalparks und Naturorte wie dieser sind in Japan kostenlos zugänglich. In der Regel findet man dort auch immer Parkplätze und Sanitäranlagen, perfekt für eine entspannte Pause.
Etwas später besuchten wir noch eine rote Hängebrücke und einen im dichten Regenwald versteckten, uralten Schrein. Ohne Google Maps hätte wir dieses Schmuckstück wohl nie gefunden!
Seit fünf Tagen reisen wir nun schon mit dem Auto durch die unzähligen Dörfer und beeindruckenden Landschaften dieser Region, wir können uns nach wie vor nicht sattsehen an der Schönheit der Umgebung. „Das sieht ja aus wie im Anime!“ hörte ich die Jungs immer wieder sagen. Obwohl ich nie ein klares Bild von Japan im Kopf hatte, werde ich die Bilder, die ich hier sehe, hoffentlich nie vergessen und immer mit Japan verbinden.
Es ist keine Seltenheit, auf verrückte Dinge, wie diese Gestalt hier, zu stoßen. Japaner sind nach außen hin oft sehr wohlerzogen, konservativ und zurückhaltend, doch auch sie haben ihre eigenen Vorlieben! Neben der ausgeprägten Manga- und Animewelt, verrückten Achterbahnen, witzigen Fernsehshows oder nackten Mädels in Supermarktzeitschriften, haben sie auch eine Vorliebe für Figuren. Diese hier konnte man beim Vorbeifahren kaum übersehen:
Bei Einbruch der Dämmerung erreichten wir Ono. Diese Kleinstadt findet man kaum in einem Reiseführer, jedoch ist sie, wie wir feststellen sollten, ein charmantes und authentisches Örtchen, welches keineswegs verlassen schien! Die Restaurants waren voll mit Einheimischen, neben den lokalen Bädern gab es auch ein paar schnucklige Unterkünfte, wie das Café & Guesthouse Ono, in dem wir in einem Meerbettzimmer nächtigen durften. Nachdem wir lecker zu Abend aßen, ging es auf Empfehlung des Gasthausbesitzers, noch einmal in die Innenstadt, denn dort sollte heute ein Festival stattfinden. Ja, ihr lest richtig! Wir sollten doch noch Glück haben und in den Genuss eines traditionellen Festivals hier in Japan kommen! Juhu! Zur richtigen Zeit am richtigen Ort! Doch leider spielte das Wetter nicht wirklich mit und es fing auf den Weg zum Festplatz zu regnen an…
Japan ist bekannt für seine lebhaften und vielfältigen Festivals. Erinnert ihr euch an Aomori, wo wir das Hafenfest und die Vorbereitungen für den großen Umzug miterlebt haben? Schon da waren wir begeistert, wie viel Herzblut, Kreativität und Zeit die Menschen in diese Feste hineinstecken. Jedes Jahr im August findet in Ono das Ono Matsuri, das Sommerfestival, statt. Lokale Gruppen führen dabei Tänze auf, während sie musikalisch von festlicher Livemusik begleitet werden. Besonders bemerkenswert sind dabei die Kostüme, die teilweise seit über 100 Jahren bestand in der Familie haben. Die Straßen und Gebäude sind während des Festes aufwendig dekoriert und beleuchtet. Es gibt zahlreiche Essensstände und Getränkemöglichkeiten, bei denen sich Freunde, Familie, Nachbarn und Kollegen treffen und einen schönen Abend genießen können. Genau das, durften auch wir an diesem Abend erleben. Besonders fasziniert hat uns die Leidenschaft und Freude in den Gesichtern der Menschen, die sich auch vom Regen nicht abhalten ließen zu tanzen, zu singen und zu lachen.
Während wir den Tänzern zuschauten und der Musik lauschten, wurde meine Begeisterung schnell bemerkt und ich wurde mit in die tanzenden Reihen aufgenommen. Gar nicht so einfach, wenn man die Schrittfolgen nicht beherrscht, aber darauf kommt es ja nicht an. Was zählt ist die Bewegung und Freude, gemeinsam mit anderen Menschen. Robert & Bruno lehnten dankend ab und schauten lieber vom Rand dem Geschehen weiter zu. So spannend, wie wir das Festival fanden, so spannend fanden manche der Einheimischen auch uns. Kein Wunder, wir waren nämlich die einzigen weißen Menschen auf diesem Festplatz! Weit und breit keine Ausländer in Sicht!
Tag 6: Mach´s gut wilde Maus und hallo Kyoto
Dank dem stimmungsvollen Ono konnten wir einen perfekten Abschluss unserer Zeit in den japanischen Alpen genießen. Schöner hätte ich mir die Zeit nicht vorstellen können! In dieser Woche ist es uns gelungen, den Menschenmassen, die sich offenbar in dieser Feiertagswoche in Japan herumtreiben, aus dem Weg zu gehen und die Natur in vollen Zügen zu genießen. Am letzten Tag unserer Reise, fuhren wir zurück in die große Metropole Nagoya und gaben unsere wilde Maus unversehrt wieder bei der Toyota-Autovermietung ab. Nun reisen wir schon knapp zwei Wochen mit unserem Freund Robert durch Japan. Es ist immer wieder verblüffend, wie schnell die Zeit vergeht, wenn sie besonders schön ist! Nun freuen wir uns auf die zwei mega Städte Kyoto und Osaka! Also rein in den Shinkansen und los geht’s!