Als heute Morgen der Wecker klingelte und ich meine Augen aufdrückte, dauerte es keine Minute, bis ich aufsprang und mir klar wurde: Mama & Papa sind nebenan! Sie sind wirklich hier, es war kein Traum! Und so startete der erste richtige Urlaubstag zu viert. Im Vorfeld haben wir die Reise komplett geplant, denn bei zwei Wochen bleibt nicht so viel Platz für spontan in den Tag hineinleben, schließlich wollen die zwei ja auch das Land kennenlernen! Direkt nach der Ankunft, wurden sie dem Großstadttrubel ausgesetzt, ihr erinnert euch? Heute wollten wir Hanoi entfliehen und in die atemberaubende Natur eintauchen, wenn auch mit der ein oder anderen Herausforderung für die beiden… aber erstmal ein Käffchen!
Zurück nach Ninh Binh, weil´s so schön war…
Bevor wir mit dem Bus nach Hanoi reisten, besuchten wir die Region Ninh Binh und haben uns dort in die malerische Landschaft verliebt. Wir waren so begeistert von der unberührten Natur und dem authentischen Dörfern, dass wir diese Eindrücke unbedingt mit meinen Eltern teilen wollten. Also ging es mit dem Bus für zwei Stunden Richtung Süden, zurück nach Ninh Binh.
Dort angekommen, wartete bereits die nächste Herausforderungen auf Mama & Papa: das erste Mal Roller fahren im Ausland. Für Papa, keine große Sache! Er hüpfte direkt auf den Roller und man konnte ihm die Vorfreude an den funkelnden Augen ablesen. Mama war zwar etwas ängstlich, doch das ist bei dem chaotisch wirkenden Verkehr in Asien total verständlich. Dennoch traute auch sie sich auf den Roller und schmiegte sich dabei dicht an Papa´s Rücken. Auf geht’s!
Die Landschaft von Ninh Binh ist einfach nicht von dieser Welt… auch wenn wir nun schon zum zweiten Mal hier waren, kamen wir aus dem Staunen nicht raus. Die schroffen Felsen, dicht bewachsenen Dschungel, die kleinen Seen und Flussläufe, welche so malerisch ein Panorama abgeben, dass man nie vergessen möchte, all dies ist genau hier vertreten. Besonders einzigartig machen diesen Ort jedoch die Bewohner. Meistens sind es Bauern, denen wir auf der Straße begegnet sind. Mit ihren Bambushüten auf dem Kopf und der einfachen Kleidung treiben sie ihre Schafe, Wasserbüffel, Enten oder Kühe von einem Reisfeld zum nächsten. So haben wir uns Asien immer vorgestellt und so ist es wirklich! Um solch authentische Eindrücke zu gewinnen, muss man nur eine ganz einfache Formel befolgen: Wenn alle Touristen rechts abbiegen, biege du links ab!
Wir konnten Mama & Papa bereits am ersten Tag so viel zeigen und ihnen viel über das Leben hier in Vietnam berichten. Es war total spannend zu sehen, wie der Reis, den wir unter anderem in Deutschland verputzen, angebaut wird. Doch nicht nur der Anbau ist super interessant, sondern auch der Prozess der Ernte und des Trocknens. Die Reiskörner werden nämlich auf dem Bürgersteig oder auf den Straßen ausgebreitet und von der Sonne getrocknet. Da kann es schon mal passieren, dass eine Straße nur noch sehr schmal befahrbar ist – Reis hat hier Priorität! Schließlich gehört Vietnam zu den größten Reisexportören der Welt!
Zurück bei King Kong – eine idyllische Bootsfahrt
Am Nachmittag ging es mit dem Roller erneut nach Di san Trang An, wo unter anderem der Blockbuster Kong: Skull Island gedreht wurde. Mit einem kleinen Boot und einer Stärkung im Gepäck genossen wir erneut die Szenerie und erkundeten die versteckten Tempelanlagen, welche nur mit dem Boot erreichbar sind. Der Weg führte uns dicht vorbei an den gigantischen Felsformationen, durch schmale Kalksteinhöhlen und mitten durchs Vögelparadies. Von Weitem konnte man immer mal wieder Brüllaffen hören, King Kong – bist du es?
Es machte mich unheimlich glücklich, mit Mama & Papa diese Eindrücke teilen zu dürfen. Endlich konnten wir ihnen zeigen, wie wir reisen, was wir erleben und warum es für uns so wichtig ist, diese Eindrücke von der Welt zu bekommen. All dies ist ein Gewinn, den dir niemand mehr nehmen kann!
Mama & Papa waren begeistert, wie schön die Natur hier ist und wie anders im Vergleich zu Deutschland die Vegetation hier funktioniert. Pflanzen, die bei Mama nur als Zimmerpflanze im kleinen Topf wachsen, gedeihen hier meterhoch und saftig grün. So einzigartig haben die beiden sich Vietnam nicht vorgestellt.
Neben wunderschönen Naturbildern, konnte Papa es sich nicht entgehen lassen, auch ein paar Schnappschüsse für zuhause zu schießen – schließlich macht es doch Spaß, die Leute ein wenig zu verwirren! 😀 Ach Papa…
Vom Luxusbus zur Klapperkiste
Am späten Nachmittag ging es zurück nach Tam Coc, wo wir uns im Restaurant stärkten, bevor es mit dem Bus zurück nach Hanoi ging. Die Busfahrt entpuppte sich als wahre Luxusfahrt mit einem Bus, den wir so auch noch nicht erlebt haben. Alles war bunt beleuchtet, jeder hatte seinen eingenen Sitz und dieser hatte sogar eine Massageoption! Perfekt für Mama ihren Rücken, der nach diesem langen Tag ganz schön zu kämpfen hatte. Nach hohem Aufstieg in die Luxusklasse, wurden wir jedoch ziemlich schnell wieder auf den Boden der Tatsachen gebracht und es ging für die letzte halbe Stunde mit einem sehr kleinen Bus, dicht an dicht mit anderen Reisenden, zurück zur Unterkunft. Für mich hatten sie nicht mal mehr einen richtigen Sitzplatz, daher musste ein unbefestigter Hocker herhalten. Na wenn das die Polizei sehen würde! 😀
In Hanoi angekommen, dauerte es nicht lange, bis wir vom Trubel, der nachts sogar noch präsenter ist, als tagsüber, direkt wieder eingenommen wurden. Kaum ein Vietnamese kocht sein Essen selbst, die meisten haben nicht mal eine Küche. Das ist auch gar nicht von Nöten, da Streetfood wirklich an jeder Ecke zu finden ist. Es ist lecker, günstig und vielfältig – für jeden ist etwas dabei! Dort, wo die Menschen auf kleinen, bunten Plastikstühlen ihr Essen genießen, geschieht auch alles andere. Es wird mit Gaskochern gekocht, frisch serviert und später in großen Schüsseln abgewaschen. Ein wahrer Hingucker, besonders für meine Eltern, die so etwas noch nie zuvor erlebt haben.
Was für ein schöner und eindrucksreicher Tag… Bruno und ich waren hundemüde und konnten uns nur ansatzweise vorstellen, wie Mama & Papa sich fühlen mussten. Von der Kleinstadt Drebkau in die Millionenmetropole Hanoi, das ist schon eine Hausnummer, die wohl nicht jeder so locker weggesteckt hätte, wie die beiden. Respekt!
Am nächsten Tag starteten wir entspannt in einem versteckten Café, welches wir ganz allein genießen konnten. Der süße Hund der Besitzerin und die vielen Vögel machten das Ambiente wirklich außergewöhnlich. Im Anschluss gingen alle auf große Shoppingtour und ergatterten das ein oder andere Mitbringsel. Die Verlockung, all die spottbilligen Markenklamotten, die in Deutschland für das 50fache verkauft werden, zu kaufen, war groß! Doch dann hieß es ganz plötzlich: Deckung suchen! Ein mächtiges Gewitter mit Starkregen zog über Hanoi hinweg und so suchten wir Schutz in einem Café. Puh, gerade nochmal trocken geblieben!
Am Abend ging es nicht zurück in die Unterkunft, sondern in den Nachtbus! Dort begann das Abenteuer erst so richtig! Mehr dazu im nächsten Blog… Bis bald! 🙂