Deutsche Pünktlichkeit
Nach unserer laaaangen Wanderung auf den Mt. Mitsutoge und dem darauf folgendem Ruhetag, ging es für Robert und mich (Bruno) hoch hinaus … und dann wieder ganz schnell bergab. Doch nicht etwa, weil wir etwas Schlechtes gegessen hatten, für uns ging es in den berühmtesten Freizeitpark Japans, es ging in den Fuji-Q! Neben drei ehemaligen Weltrekordbahnen verfügt er noch über ein gigantisches Gruselhaus und einem Themenbereich des Kultanimes Naruto. Unsere Aufregung war also bereits in den frühen Morgenstunden spürbar. Mit der Bahn ging es auf direktem Wege zum Freizeitpark und da wir noch Fahrscheine von gestern hatten, ging alles schneller als gedacht und schwups standen wir ganz vorne in der Warteschlange … dachten wir. Denn obwohl wir knapp eine Stunde vor Öffnung vor Ort waren mussten wir uns brav in eine der vier Reihen einordnen. In die Schlange derer, die ihr Ticket bereits vorgebucht und digital dabei hatten. Unsere Vorbereitung brachte uns jedoch keinerlei Pluspunkte, denn nachdem wir unsere Tickets ausdrucken mussten und uns in eine der zwei bereits wartenden Schlangen einreihten, erkannten wir … die ganze Vorbereitung war nahezu für die Katz. Nun gut, immerhin öffnet der Park ja auch erst in 15 min. dachten wir uns, wir kommen bestimmt ein paar Minuten früher rein. Pustekuchen! Die Japaner Namen es mit der Zeit genauer als die Bahn und öffneten die Schleusen auf die Sekunde genau. Verwirrung herrschte nur, als die Einlasserin das Absperrband abnahm und wir eintreten wollten. Sie wies uns jedoch zurück und meinte, dass noch eine Minute zu warten sei. Warum sie die Absperrung dann nicht einfach eine Minute später entfernt hat war uns zwar nicht so richtig klar geworden, aber naja… andere Länder, andere Sitten.
Auf die Sitze! Fertig? Los!
Mit dem Einlass begann auch die große Orientierungsproblematik, doch auch dafür hatten die Japaner wie so üblich eine passende Antwort. Der ganze Park war durchzogen von bunten Linien auf dem Asphalt, diese zeigten immer ganz genau an, wo es hin geht und von wo man gerade her gekommen ist.
Unsere erste Fahrt machten wir im ZOKKON, dort Fährt man auf Motorrädern auf der halsbrecherischen Bahn, während man von rockiger Anime-Musik begleitet wird. Ein echter Fahrspaß! Für uns war sie die perfekte Bahn um einen guten Einstieg zu haben. Direkt danach ging es weiter zu meinem persönlichen Highlight des Parks, dem FUJIYAMA! Zum Zeitpunkt ihrer Eröffnung war sie mit 79m die höchste Achterbahn der Welt, die erste Hyper-Twister-Achterbahn und hatte mit 70m die weltweit längste Abfahrt. Zwar hält die Bahn die Rekorde nicht mehr, doch das macht sie nicht weniger beeindruckend! Mit eine Höchstgeschwindigkeit von 130km/h war es ein unvergessliches Erlebnis und blieb mir auch die kommende Tage noch spürbar in den Knochen. Es war meine erste Bahn, die mich in solche Höhen befördert hat. Robert, mittlerweile ein alter Hase im Achterbahngeschäft, wirkte fast schon tiefenentspannt im Vergleich zu mir. Die Bahn ist alt und ruppig, machte aber einen heiden Spaß! Die Belohnung für unseren Mut war eine grandiose Aussicht auf den Fuji und ein direkt darauf folgender Adrenalinkick bei einem Abfall von knapp 50m!
Vielleicht ein anderes mal
So sehr mir das Achterbahnfahren auch gefällt, und ich muss sagen, dass ich mit Robert einen hervorragenden Begleiter an meiner Seite hatte, so sehr muss ich mich auch hier und dort noch in Geduld üben. Es gibt auch Bahnen, für die ich einfach noch nicht bereit bin… oder um es in andere Worte zu fassen, ich kacke mir bei dem bloßen Gedanken daran, mit dieser Bahn zu fahren, die Hose bis Oberkante Unterlippe voll 😀
Doch zum Glück traute sich der gute Robert alles zu, was es an Bahnen zu fahren gab. Das gab mir wiederum die Gelegenheit, ihn dabei etwas videodokumentarisch zu begleiten. Denn für Bahnen wie die Takabisha, die mit einem maximalen Gefälle von 121° die zweitsteilste Achterbahn der Welt ist und zuvor einen 90° Anstieg über knapp 30m hat und eine Höchstgeschwindigkeit von 100km/h erreicht, oder der Eejanaika. Es handelt sich bei ihr um eine 4th-Dimension-Coaster, bei dem die Sitze – ähnlich einem Wing Coaster – seitlich links und rechts der Laufwerke angeordnet sind und können somit vertikal definiert um 360° gedreht werden. Sie gilt als die zurzeit (Stand: Oktober 2023) schnellste, höchste und längste Achterbahn dieses Typs. Für solche Monster war ich schlicht und ergreifend einfach zwei Nummern zu klein. Doch wie solche Meisterwerke der Ingenieurskunst nun eigentlich aussehen, das seht ihr im folgenden Video.
Bitte Kotztüten bereit halten 😉
Sich einmal fühlen wie im Anime
Neben all der Achterbahnen hat der Fuji-Q aber noch weitaus mehr zu bieten. Dazu zählen zum einen eine ständig wechselnde Ausstellung mit Gastfilmvorführungen in 4D, einem gigantischem Geisterhaus, mehreren Cafe’s und Fressbuden, bei der man sich doch tatsächlich für 2000 ¥, also knappen 12,00€, für 90min so viel Bier trinken kann wie man verträgt. Ob das so eine gute Idee auf einem Freizeitparkgelände ist, das stellen wir mal so dahin. Ein besonders Highlight gibt es jedoch erst seit knapp fünf Jahren im Fuji-Q, eine Zusammenarbeit mit dem Kultanime Naruto. Hier kann man sich in die Welt der Shinobi und Ninja ziehen lassen und all seine Lieblingscharaktere bestaunen. Das ein oder andere Foto mit unseren Lieblingscharakteren konnten Robert und ich uns also nicht verkneifen.
Ein wirklich beeindruckend toller Tag direkt vor dem Fuji ging zu Ende und sowohl Robert, als auch meine Wenigkeit sind uns einig gewesen, dass dieser seit 1968 bestehende Freizeitpark noch immer ordentlich Feuer hat!
Natürlich gibt es noch eine ganze Menge mehr zu sehen und wer mit Interesse beflügelt wurde, für den gibt es noch eine Parkübersicht im PDF-Format.
Und was hat Gena so getrieben?
Nun ja, während die Jungs im Freizeitpark einen Adrenalinkick nach dem Nächsten hatten, zog ich allein los und besuchte den Yamanaka-See, von wo aus man ebenfalls eine tolle Sicht auf den Mt. Fuji ergattern kann. Mein frühes Aufstehen lohnte sich, auf dem Weg zum Busbahnhof erblickte ich einen komplett wolkenfreien Fuji – diesen Anblick werde ich niemals vergessen! Am See angekommen, genoss ich einfach nur die Ruhe & Magie des Ortes, gönnte mir fluffige Pfannkuchen mit Blaubeeren und suchte einen Weg, mit dem Bus zurückzufahren. Gar nicht so einfach ohne Internet und jeglichen Ausschilderungen… Doch wer Hilfe braucht, muss nur fragen! Kurze Zeit später saß ich in einem Auto, zusammen mit zwei Nepalesen, einer Kanadierin und einer Japanerin. Sie fuhren zufällig nach Fujiyoshida und nahmen mich kostenlos mit. 🙂 Was für ein Zufall… oder doch Schicksal?
Am Abend ging es noch in ein schönes Lokal und anschließend packten wir unsere Rucksäcke, denn am nächsten Tag sollte die Fahrt weitergehen! Doch am Abend passierte noch etwas Unerwartetes … Wir standen gerade im Supermarkt, als uns plötzlich etwas mulmig wurde. Plötzlich ertönte der Warnhinweis lautstark auf allen Handys und unsere ängstlichen Blicke trafen sich… Der Boden bebte und die Regale im Supermarkt wackelten… ein Erdbeben… Es waren nur wenige Sekunde, doch dieser kurze Moment reichte aus, um Angst auszulösen. Das Gefühl, nichts dagegen tun zu können und wahrhaft aufgeschmissen zu sein, versetzte uns in eine Lage, die wir ungern noch einmal erleben möchten… Es ging alles gut und niemand wurde verletzt. Später erfuhren wir, dass das Erdbeben eine Stufe 5 erreicht hatte. Nicht gerade wenig! Wir waren froh, dass es nur wenige Sekunden andauerte und nichts zerstört wurde. Die Angst auf ein erneutes Beben ist jedoch groß und wir hoffen sehr, dass dies das letzte war, welches wir hier in Japan miterleben müssen.
Mit unseren treuen Begleitern, stiefelten wir am nächsten Morgen zum Busbahnhof – Seid ihr bereit für die wilde Maus? Dann bleibt dran und viel Spaß beim nächsten Blogbeitrag!
Hey, cool das hier noch mal so zu lesen und revue passieren zu lassen <3
Europapark ist gesetzt – ich hab's nicht vergessen!
Danke Robert! 🙂 Wir freuen uns und tanken schon mal Adrenalin. 😀