Apfelhausen
Gut in Aomori gelandet, wechselten wir wieder von der Isomatte im Transporter zu einem bequemen Bett in einem Hotelzimmer. Nun sind Hotels ja nun wirklich nicht unser Fall, aber es war nunmal die günstigste Option für eine Bleibe in der nördlichen Hafenstadt. Gleich nach der Ankunft machten wir uns auf den Weg und erkundeten den Bereich um das Hafengebiet. Vieles hier sieht durch und durch neu aus und so wirkte die Hafenmeile für eine Vielzahl an Menschen sehr ansprechend. Dabei sollte man wissen, dass Aomori am Nordzipfel der größten japanischen Hauptinsel, Honshu, das Zentrum des Apfels hierzulande ist. Gut 60% der Apfelanbaufläche befindet sich alleine hier, in dieser Präfektur. Das gab uns ausreichend Anlass, den Ort am Ende der Hafenmeile zu besuchen, in dem man alles um den hier ansässigen Apfel erfahren konnte, eine Art Apfelprodukt-Ausstellung in einem mehrgeschossigem Gebäude. Von Apfelbier bis hin zur Apfelkerze, gab es wirklich nahezu alles zu ergattern. Jedoch mit einer Ausnahme… dem eigentlichen Apfel. Das fanden wir zwar etwas seltsam, aber ein leckeres Apfelsorbet lenkte unsere Gedankengänge schnell auf andere Ideen. Einen Apfel haben wir zum Schluss aber doch noch erblicken können!
Karneval mal anders
Nicht nur der Apfel spielt hier in Aomori eine zentrale Rolle. Eines der spektakulärsten Feste findet nur hier, ganz im Norden von Honshu statt, das Nebuta-Festival. Seit über 300 Jahren stecken die Menschen in und um Aomori große Leidenschaft, filigrane Handwerkskunst und ihre Wertschätzung zu den alten Traditionen und Glauben in die aufwändig fabrizierten Umzugswägen hinein. Ursprünglich eine von Farmern und Fischern ausgehende Veranstaltung um böse Geister und die Trägheit der Sommerhitze zu vertreiben, wandelte sich im Laufe der Jahrhunderte zu einem karnevalähnlichen Umzug mit gigantischen Ausmaßen. Seit etwa 70 Jahren wird das Festival auch hin und wieder in anderen Regionen gefeiert und sogar im Ausland wird dazu eingeladen, die Kunstwerke zu präsentieren. Doch was ist denn nun so besonders an dem Festival? Zu allererst wird eine Zeichnung der später zu sehenden Figuren gemalt. Die daraus resultierenden Drahtgestelle werden handgefertigt, bis ins kleinste Detail, über mehrere Monate hinweg präpariert. Im Anschluss folgt eine Ummantelung des Drahtgestells durch eine Art Papier, welches nachfolgend von den vielen Künstlern bemalt wird. Besonders zur Schau gestellt wird das fertige Kunstwerk durch Lampen, die in einer der vorherigen Arbeitsschritte von Innen angebracht wurden. Diesen Job erfüllten vor vielen Jahrzehnten noch einfache Kerzen, weshalb es auch immer mal wieder zu kleineren Bränden gekommen ist. Für alle Leute, die wie wir, das Festival Anfang August nicht selbst miterleben können, wurde ein Museum in der Nähe des Hafens erbaut. Dort findet man viele der preisgekrönten Kunstwerke der letzten Jahrzehnte und erlebt hautnah, wie sich ein solches Festival anfühlen würde.
Pünktlich zum Hafenfest
Raus aus dem Museum, schlenderten wir noch ein wenig den Hafen von Aomori entlang. Dieser ist wirklich richtig schön und recht neu angelegt, es gibt sogar einen kleinen Stadtstrand! Aomori wurde in den letzten Jahren immer wichtiger, was unter anderem daran liegt, dass es hier eine Universität gibt, der Shinkansen direkt hier hält und der Hafen den Ausgangspunkt nach Hokkaido darstellt.
Immer der Livemusik folgend, entdeckten wir am Hafen ein kleines Festival, von der Größe her erinnerte es uns an das Brunnenfest in Drebkau. Eine Bühne, davor runde Tische mit Plastestühlen herum, die alle voll mit feiertüchtigen Japanern waren, und an den Außenrändern Streetfood-Stände, dessen Duft man schon von Weitem wahrnahm. Wir gesellten uns dazu und lauschten der japanischen Rockmusik. Auch am nächsten Tag besuchten wir das Hafenfest und schauten dabei zu, wie aufgepumpte Frauen und Männer auf der Bühne ihren sportlichen Körper präsentierten, währenddessen probierten wir das leckere Streetfood – für unseren Bühnenkörper. 😀
Nach einer wirklich schönen Zeit in Aomori, schnallten wir am 21. Juli die Backpacks wieder auf unsere Rücken und stiefelten zum Bahnhof… Mach’s gut Apfelhausen!