Kreuzfahrt mit dem Vizepräsidenten

Kurzer Zwischenstopp in Hanoi 

Runter vom Motorrad und rein in den Bus, ging es für uns vier zurück in die Hauptstadt nach Hanoi. Plötzlich waren Gerüche, Anblicke und der Großstadtrubel wieder so fremd und überrumpelten uns auf ein Neues. Kein Wunder, nach all der frischen Luft in den letzten Tagen auf dem Ha Giang Loop. Wir schlenderten also nur noch ein wenig durch die Altstadt, bevor wir ganz froh waren, wieder im Bus in Richtung Ha Long, an die Ostküste von Nordvietnam, zu sitzen. 

Von einem Abenteuer mit Mama & Papa, ging es direkt ins Nächste, doch diesmal etwas entspannter und weit entfernt von vielen Höhenmetern. Eher im Gegenteil, denn in den kommenden drei Tagen befanden wir uns direkt auf Meeresspiegelhöhe, nämlich auf einem Schiff! Der wohl beste Weg, um die Ha Long Bucht zu erkunden. Die Ha Long Bucht fällt vielen Menschen direkt als erstes in den Sinn, wenn sie an Vietnam denken. Dafür gibt es allerlei Gründe! Das UNESCO Weltkulturerbe umfasst 1969 Inseln, die meisten davon sind unbewohnbar, da die schroffen Kalksteinfelsen nur Platz für dicht bewachsenen Dschungel und eine bemerkenswerte Vogelvielfalt bieten. Dennoch lockt die Bucht jährlich tausende Besucher an, die auf einer 1-3 tägigen Kreuzfahrttour, mit dem Kajak oder Boot die Inseln vom Wasser aus bestaunen. Dieser Besuch ist alles andere als günstig und hätte normalerweise nicht zu unserem Weltenbummler-Budget gepasst. Dank meinen Eltern durften auch wir den Luxus einer 3 tägigen Kreuzfahrt genießen. Es fühlte sich wie Urlaub an und wir genossen die Auszeit sehr. 

Wie auf dem Traumschiff, nur ohne Cheffhostess Beatrice 

Vom Hafen aus ging es für uns mit einem kleinen Boot, vorbei an den ersten Ha Long – Inseln, zum Kreuzfahrtschiff “Erina Cruise”, wo wir winkend vom Bordpersonal begrüßt wurden. Wir fühlten uns wie in der Filmreihe “Das Traumschiff” als wir mit einem Begrüßungsgetränk herzlichst empfangen wurden. Während für Bruno Erinnerungen von seiner Nil-Kreuzfahrt hochkamen, war es für den Rest von uns das erste Mal auf einem Kreuzfahrtschiff. 

Noch bevor wir in unsere Zimmer eincheckten, erwartete uns eine Ansprache des Kapitäns und seiner Crew mit anschließendem vier Gänge Mittagstisch. Nun fühlten wir uns endgültig wie auf dem Traumschiff! 😀 

Ist das hier wirklich alles echt?! 🙂

 

Vollgestopft und noch immer etwas baff von der Tatsache, so einen Luxus genießen zu dürfen, ging es auf unsere Zimmer. Dort wartete dann der Oberknaller auf uns! Kann uns bitte jemand kneifen!?! 

 

Auf Erkundungstour 

In den kommenden Tagen erkundeten wir die Ha Long Bucht auf unterschiedlichsten Wegen – mit dem Kajak und der Nussschale vom Wasser aus, sowie mit dem Fahrrad und Golfcar auf einer der bewohnten Inseln namens Cat Ba. Bei der ersten von unseren zwei Kajaktouren, konnte es sich Papa nicht nehmen lassen, ein Souvenir vom schroffen Kalksteinfelsen mitzunehmen. Dafür musste er bei Wellengang aus dem Kajak steigen und auf die Felsen hinaufklettern. Nicht ganz ungefährlich! Eltern sind wirklich manchmal wie Kinder, doch der Unterschied ist, auch wenn du dir Sorgen machst, musst du sie machen lassen, denn sie sind nunmal erwachsen und müssen die Gefahren selbst abschätzen können. Bruno und ich atmeten auf, als Papa wieder sicher im Kajak saß. Das Risiko hat sich gelohnt, schaut euch bloß dieses Fossil an! Kleiner Spoiler: Dieses Ding ging wirklich durch alle Sicherheitskontrollen hindurch und steht nun bei Mama & Papa zuhause. 😀

Auf der Insel Cat Ba ging es zunächst mit dem Golfcar voller Touristen zu einem kleinen Dorf. Die Menschen hier leben vom Tourismus und von ihrem kleinen Anbau sowie der Viehzucht. Neben zahlreichen Restaurants und kleinen Unterkünften, ist der Ort besonders bekannt für drei Dinge: Schlangen-Schnaps, Fisch-Spa und uralte Lehmhütten. Ein komischer Mix, nicht wahr? 😀 Wir durften alle drei Dinge austesten. Bruno traute sich an den Schlangenschnaps heran. Zusammen mit einem Iren, war er der Einzige aus unserer Gruppe, der sich an den Schnaps, worin tote Schlangen monatelang eingelegt werden, herantraute. “Schmeckt wie Obstler, nur nicht so fruchtig”, sagte er, ohne eine Miene zu verziehen! Danach ging es zum Fisch-Spa. Während die sogenannten Knabberfische damit beschäftigt waren unsere Füße zu putzen, konnten wir uns vor Lachen kaum im Zaun halten. Eshan so sehr gekitzelt!!! 

Anschließend ging es mit dem Fahrrad zurück zum Boot. Die Fahrt war sehr witzig und abwechslungsreich. Eine Frau vom Schiffspersonal begleitete uns. Sie war die ganze Zeit damit beschäftigt, “Vorsichtig!” zu rufen, da Papa und Bruno auf dem Rad rumalberten. Sie war so voller Sorge, dass sie dabei vergaß, auf sich selbst Acht zu geben und schwups, flog ihr Hut vom Fahrtwind runter und  sie landete einige Sekunde später im Busch! Upsi… 

Zurück auf dem Boot, dauerte es nicht lange und die nächste Aktivität stand an: Kajakfahren in der Ha Long Bucht! Mama hatte ein wenig Angst, da man ja nie sicher sein kann, was in so einer Bucht unter einem kreucht und fleucht, doch bewies auch hier wieder großen Mut und traute sich mit uns ins Kajak. Als wir entlang der Inseln paddelten, sahen wir eine der hier noch existierenden, schwimmenden Häuser. Vor nicht einmal 10 Jahren lebten hier noch knapp eine Million Menschen auf Hausbooten oder sogar schwimmenden Häusern. Da das Abwassersystem sowie die Müllentsorgung auf dem Meer nicht so leicht funktioniert, wie auf dem Festland, ging dieses Konzept nicht auf und schnell bemerkte man, dass die Menschen die Ha Long Bucht nur verschmutzen. Außerdem war der Weg aufs Festland sehr weit. Um zur Schule zu gelangen, mussten die Kinder meist eine zweistündige Bootsfahrt über sich ergehen lassen, auch der Weg zum Einkaufen oder ins Krankenhaus war nicht sonderlich kürzer. Nichtsdesdotrotz leben auch noch heute einige Menschen, wenn auch illegal, hier auf ihren Booten in ihrer alten Heimat, der Ha Long Bucht

Auf Einladung des Vizepräsidenten

An den Abenden haben wir es uns bei Kniffeln und leckeren Mocktails gemütlich gemacht. Da auf dem Schiff gerade mal 60 weitere Passagiere waren und sich das Abendprogramm gut auf den Restaurantsraum und das obere Deck mit Pool verstreute, herrschte überall eine ruhige und entspannte Atmosphäre. Am letzten Abend kamen wir jedoch gar nicht in den Genuss der leckeren Cocktails auf dem oberen Deck, da uns die tolle Einlage des Saxophonisten im Speisesaal komplett fesselte. Wir hörten gespannt zu und applaudierten dankbar. Unsere Begeisterung blieb nicht ungesehen und plötzlich kam das Geburtstagskind, für dessen Gesellschaft der Musiker spielte, auf uns zu und bot uns vietnamesischen Wodka und frische Pflaumen an. Wir lehnten erst ab, doch er ließ nicht locker und so kamen wir ins Gespräch, während wir gefühlt nach jedem Satz zusammen anstießen. Wir prosten auf das Geburtstagskind, welches auf dem Kreuzfahrtschiff hier in der Ha Long Bucht seinen Geburtstag feierte. Es stellte sich heraus, dass es sich hierbei nicht um einen ganz gewöhnlichen Gast handelte, sondern um den Vizepräsidenten der Region Ha Long! Wir trauten unseren Ohren kaum und mussten nur noch schmunzeln, als er uns erneut Wodka nachschenkte und wir gemeinsam anstießen.

Auf den Vizepräsidenten, Chears!  

Die arme Frau!

Am letzten Tag machten wir noch einen kleinen Ausflug, bevor es es mit dem kleineren Boot zurück aufs Festland ging. Der eigentliche Plan bestand darin, dass wir auf kleinen Holzbooten, die eher einer Nussschale glichen, zu den Eingängen von Kalksteinhöhlen gebracht werden, um die Naturwunder nochmal aus nächster Nähe zu erkunden. In Erinnerung geblieben sind uns jedoch viel weniger die Anblicke der Höhleneingänge, sondern das Gewusel auf der Nussschale. Wir stiegen in ein Boot, welches von einer jungen, vietnamesischen Frau fortbewegt wurde. Auch wenn sie kein einziges Wort Englisch sprechen konnte, merkten wir anhand ihrer Körpersprache recht schnell, dass sie Schmerzen im Arm hat und dadurch kaum in der Lage war, die Ruder zu betätigen. Das konnten sich Papa & Bruno nicht lange mit ansehen und prompt entschieden sie, die Frau zu entlasten und das Rudern zu übernehmen. Währenddessen versuchten Mama, die zwei Portugiesen und ich das Boot auszugleichen, damit wir nicht umkippten. Gar nicht mal so einfach! 

Die Zeit auf dem Kreuzfahrtschiff war wirklich sehr besonders. Im Vorfeld hatten wir Bedenken, da man viel Schlechtes über die Ha Long Bucht hörte… Sie sei dreckig, völlig überladen mit Touristen und meist regnet es nur. Nun, das stimmt zum Teil auch! Wir hatten Glück und wann immer wir Sonnenschein brauchten, bekamen wir ihn. Den Dreck haben auch wir wahrgenommen. Es hat uns sehr traurig gemacht, dass nicht wirklich etwas gegen den Plastikmüll in der Bucht unternommen wird. Von Touristenmassen blieben wir verschont, da wir außerhalb der Saison da waren und uns auf unserem Schiff ziemlich abgeschirmt von anderen Booten befanden. Mit der “Erina Cruise” waren wir sehr zufrieden! Das Schiff konnte sich sehen lassen, findet ihr nicht auch?

 

Siuuuuuuuu!

Auf der Rückfahrt zum Festland, winkten wir alle der Crew nochmal zu und warfen einen letzten Blick auf das Schiff. Naja, zumindest drei von uns! Einer war nämlich damit beschäftigt vier aufgewühlte, kleine Jungs zu bespaßen. 😀 Die Jungs sprangen wie wild auf dem Boot herum und wiederholten dabei tausende Male die berühmte Christiane Ronaldo Pose und seinen dazugehörigen Jubelruf “Siuuuuuuuuuuuu”. Als sie bemerkten, dass Papa die nachahmte, wurde er zum Hingucker für die wilde Meute und es ging nur noch zwischen Papa und den Jungs hin und her: “Siuuuuuuuu!” 😀 Wie das aussah, fragt ihr? Wir haben es für euch festgehalten, seht selbst: 

Papa in seinem Element.

Nach der aufregenden Motorradtour, konnten wir hier ein paar Tage zur Ruhe kommen, etwas abschalten und die Seele baumeln lassen, was unglaublich gut tat! Nun war auch schon mehr als die Hälfte der Reise mit Mama & Papa vorbei… Verrückt, wie schnell die Zeit vergeht, besonders, wenn sie so schön ist! Doch lasst uns noch nicht von Abschied reden, denn ein letztes Abenteuer und ein letzter schöner Ort lagen noch vor uns. Hier ist nun aber erstmal Schluss! Genug getippt für heute! 🙂 Macht´s gut! 

Danke ihr zwei für diese wohltuende Zeit!

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