Das Dorf auf dem größten See Südostasiens

Bevor wir euch von neuen Erlebnissen, Eindrücken und interessanten Begegnungen berichten, möchten wir die Gunst der Stunde nutzen und uns von ganzem Herzen bei Tante Elke & Onkel Rainer für die Spende auf dem Reiseblog bedanken. Noch immer ist es für uns schwer vorstellbar, dass wir mit dem Getippsel hier nicht nur uns, sondern auch anderen eine Freude bereiten und ein Gefühl vom Reisen schenken. Während unserer Zeit in Siem Reap haben wir ein paar freie Tage genutzt, um die Eindrücke vom Norden Thailands niederzuschreiben, unser Schutzcover für die großen Backpacks zu flicken und uns ein wenig auszuruhen. Jaaa, auch Reisen kann anstrengend sein! 😀

Nun zu unserem Ausflug

Wer Angkor Wat besucht und dadurch in Siem Reap nächtigt, der sollte unbedingt einen Tag mehr einplanen, um die umliegende Gegend zu erkunden. Es gibt auch hier verschiedene Touren, die man buchen kann. Wir entschieden uns jedoch für den günstigsten Weg – einfach einen Roller ausleihen und selbst losfahren. Rollerfahren in Kambodscha ist gar nicht so einfach, ständig muss man damit rechnen, dass jemand über rot fährt, einem die Vorfahrt genommen wird oder zwei Autos einen gleichzeitig – von rechts und links – überholen. Die Kambodschaner fahren wirklich sehr gewöhnungsbedürftig, um der Anstehen an einer roten Ampel zu umgehen, überholen sie sogar auf dem Bürgersteig! Am Ende des Tages waren wir einfach nur froh, unfallfrei angekommen zu sein. 

Der Schulkinderübergang wird hier durch Schüler geregelt – das klappte jedoch erstaunlich gut!

Wir fuhren Richtung Südosten, wo wir ein kleines Dorf besuchen wollten. Es befindet sich nicht nur am, sondern sogar AUF dem größten Süßwassersee Südostasiens. Besonders das „auf“ erregte unser Interesse. 

Bei der Ankunft musste man ein Ticket kaufen, bis auf Bruno und mir, war weit und breit kein Tourist zu sehen. Das Ticket beinhaltete eine Bootstour durch das Dorf. Eine Bootstour durch ein Dorf, wie soll das denn gehen? Wir verließen den Ticketschalter und folgten der einzigen ins Dorf führenden Straße. Es war sehr heiß, die Sonne schupste alle Wolken bei Seite und erwärmte die Erde auf 42 Grad im Schatten. Heute Morgen haben wir von Freunden ein Bild geschickt bekommen, dass es dort gerade schneit. Diese kühle Brise hätten wir uns in diesem Moment so sehr gewünscht. 

Habt ihr schon mal so einen Traktor gesehen?

Die trockenen Felder am Straßenrand veränderten sich zu saftig grünen Reisfeldern und feuchten Sumpfgebieten. Wir waren im Dorf angekommen. Da es nur eine einzige Straße gab, die mit leichter Erhöhung durch das Feuchtgebiet führte, waren die Holzhäuser der Einheimischen direkt an der Straße angrenzend gebaut. Um sie vor der Feuchtigkeit zu schützen, standen sie auf mehrere Meter hohen Holzpfählen. Man fand immer mal wieder einen kleinen Laden, wo frische Getränke und Snacks verkauft wurden, die Kinder spielten nackig in kleinen Wasserbecken am Straßenrand und winkten uns beim Vorbeifahren freudestrahlend zu. Generell schauten die Menschen uns an, als hätten sie noch nie jemanden wie uns gesehen. Lag es an unserer Größe, an der weißen Hautfarbe oder weil wir als einzige Sonnenbrillen trugen? Woran auch immer es lag, sie haben uns auf jeden Fall das Gefühl gegeben, sich über unseren Besuch zu freuen. 

Blick vom Dorfplatz auf den Fluss und die Bootsanlegestelle

Am kleinen Dorfplatz angekommen, der durch einen Gold verzierten Tempel und einer stehenden Buddha Statue glänzte, parkten wir den Roller im Schatten und liefen runter zum Fluss. Dort begrüßten uns direkt zwei Männer und führten uns aufs Boot. Ob sie wussten, dass wir kommen? 

Wir hatten das ganze Boot für uns, welches sonst für 10 Personen ausgelegt war. Direkt beim Einsteigen bemerkten wir, wie dreckig der Fluss ist. Mal davon abgesehen, dass er super braun vom Schlamm und lehmhaltigen Boden war, konnte man am Ufer auch jede Menge Plastikmüll entdecken. Unmengen an bunten Fischernetzen, Klamotten, Plastikflaschen und anderen Verpackungen sammelten sich im Schlamm. Direkt daneben wohnten die Menschen auf ihren hohen Holzhütten, die sie mit einer Hühnerleiter erreichen konnten. Jeder der hier wohnt, ist auf ein Boot angewiesen, um sein Zuhause zu verlassen. 

Wir folgten mit dem Motorboot dem Flusslauf. Der eine junge Mann saß vorne am Lenkrad, der andere sorgte am Ende des Bootes dafür, dass der Motor nicht zu tief im Wasser hing. Der Fluss war nicht tief und daher mussten die Männer sehr vorsichtig fahren, um nicht aufzusetzen. Immer, wenn uns ein anderes Boot entgegkam, wobei es sich meist um ein Fischerboot handelte, mussten beide den Motor ausmachen, um sich gegenseitig nicht mit dem dreckigem Flusswasser nass zu spritzen. Dies gelang mal mehr, mal weniger. Auf dem Rückweg bekam ich (Gena) ein paar ordentliche Matschspritzer ab, die nun Klamotten und Haut schmückten. Verbuchen wir es mal als kostenloses Souvenir und lasst uns nicht mehr darüber nachdenken, wie dreckig dieses Wasser ja eigentlich ist! 😀 

Als wir den Fluss und die angrenzenden Holzbauten auf Stelzen verließen, gelangten wir auf den großen See. Überall Wasser, doch das hinderte die Menschen nicht daran, hier zu leben. Und so erblickten wir das eigentliche „schwimmende Dorf“. Mitten auf dem See lagen Häuser, schwimmend auf alten Fässern oder Bambusgestellen. Sie leben ohne Strom, fließend Wasser oder Abwassersystem. Ihr Trinkwasser wird mit dem Boot in Kanistern geliefert. An jedem Haus lag ein kleines Boot an, schließlich ist dies für die Menschen der einzige Weg, ihr Zuhause verlassen zu können. Es war sehr beeindruckend zu sehen, wie Menschen leben können. Gleichzeitig waren wir aber auch sehr schockiert, in welchem Zustand die Häuser waren und wie viel Palstikmüll überall rumlag. Ein Haus auf dem See klingt erstmal ganz verlockend, doch wenn man bedenkt, dass der See sowie auch der Fluss einen dreckigen mit Müll vollgestopften Tümpel darstellen, weniger verlockend!

Während der Bootsfahrt haben wir sogar Kinder gesehen, die im Fluss spielten und badeten. Die meisten Menschen hier leben vom Fisch- und Muschelverkauf. Der Tonle-Sap See gehört zu den fischreichsten Binnengewässern unserer Erde. Dies ist wohl auch eines der Hauptgründe, warum Menschen hier, trotz der schwierigen Lebensbedingungen, sesshaft geworden sind. Auf den Straßen haben wir gesehen, wie überall Fisch getrocknet wird. Vermutlich verkauft sich getrockneter Fisch besser, als frischer, da man keine Kühlkette beim Transport in die Städte einhalten muss. 

Nach der knapp 1,5 stündigen Bootsfahrt, waren wir voller neuer Eindrücke und gleichzeitig sehr froh, relativ sauber den Fluss wieder verlassen zu haben. Auf dem Weg zum Roller folgten uns noch zwei kleine Jungs, sie sprachen sogar ein wenig Englisch. Sie richteten den Blick nicht von uns und bestaunten neugierig jeden unserer Schritte. Als wir ihnen zwei Bonbons schenkten, waren sie überaus glücklich und bedankten sich mit gefalteten Händen bei uns. 

Dann ging es mit dem Roller zurück nach Siem Reap und wir bahnten uns den Weg durch den verrückten kambodschanischen Verkehr in die Unterkunft. Noch immer sind wir in Gedanken bei diesem Dorf und der für uns unvorstellbaren Lebensweise der Bewohner vor Ort. Auf unserer Weltreise haben wir nun schon so viele unterschiedliche Arten zu leben kennengelernt, dass wir nur noch mehr zu schätzen wissen, im schönen Dresden eine trockene und saubere Wohnung mit fließendem Wasser, Strom und Bett vorzufinden. Doch auch hier stellten wir uns wieder die Frage: Sind wir deswegen glücklicher?

2 Gedanken zu „Das Dorf auf dem größten See Südostasiens“

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