Ostern a la Weltenbummler
Wir können uns noch gut erinnern, wie unser letztes Osterfest aussah: in der Hauptstadt Santiago de Chile im 15. Stock bei Telefonaten mit Freunden & Familie. Diesmal gönnten wir uns ein richtiges Osterfrühstück! Normalerweise frühstücken wir nicht, um Geld zu sparen und weil uns zwei Mahlzeiten am Tag eigentlich gut reichen, doch zur Feier des Tages gab es ein ausgiebiges Frühstück in einem Café in Chiang Rai. Anschließend telefonierten wir mit unseren Liebsten und ließen den Tag auf dem Nachtmarkt ausklingen. So entspannt, wie der Ostersonntag war, so gegenteilig verlief der Ostermontag.
Nun zum Ostermontag und wie wir 300 km mit dem Roller zurücklegten…
Eigentlich wollten wir heute einen berühmten Tempel in Chiang Rai besuchen, doch irgendwie waren wir aufgrund unseres am 03.04. auslaufenden 30 Tage Thailand Visums etwas nervös! Daher entschieden wir uns kurzerhand dazu, den für Morgen geplanten Visa Run heute zu absolvieren! Was für Langzeitreisende in Asien einen bekannten Begriff darstellt, ist für normale Urlauber nicht von Wichtigkeit. In den meisten asiatischen Ländern darf man sich als deutscher Staatsbürger für touristische Zwecke 30 Tage visafrei aufhalten. Möchte man länger bleiben, muss ein Visum beantragt werden oder man macht einen sogenannten Visa Run. Man mag es kaum glauben, aber auch wir kratzen bereits an der Ein-Monats-Grenze! Verrückt, wie die Zeit in Thailand verging und wie viel wir hier schon erleben durften! Da wir jedoch noch lange nicht alles gesehen haben, was wir gern sehen möchten, mussten auch wir den berühmten Visa Run machen. Wie sowas genau abläuft und ob es bei uns geklappt hat, berichten wir euch nun!
Bei einem Visa Run muss man das Land, wo das Visum auszulaufen droht, kurz verlassen, sich in einem anderen Land einen Einreisestempel abholen und kurze Zeit später wieder mit einem Ausreisestempel ausreisen. So gelangt man wieder in das erste Land und erhält ein erneutes Visum für 30 Tage. In den asiatischen Ländern kann man dies oft 1-2 Mal praktizieren. Danach wird es auffällig und die Behörden gehen nicht mehr von einem touristischen Zweck aus. So weit, so gut.
Von Chiang Rai aus sind es bis zur Grenze nach Myanmar nur noch 60 km und nach Laos knappe 110 km. Am liebsten wären wir kurz mal nach Myanmar gereist, da man dort für das Visum nicht bezahlen muss. Doch leider herrscht in diesem Land nach wie vor ein unberechenbarer Bürgerkrieg, der die Einreise über den nördlichen Landweg für Touristen verbietet. So zumindest die Aussagen im Internet. Als uns dies dann ein Einheimischer bestätigte, entschieden wir uns für den sicheren, leider aber auch kostenintensiveren Weg nach Laos.
Man kann diesen Weg mit einer geführten Tour im Bus bestreiten, oder auf eigene Faust. Im Internet gab es für den letzteren Weg nicht wirklich einen Erfahrungsbericht, dennoch trauten wir uns und fuhren mit dem Roller knappe zwei Stunden bis zum Grenzübergang. Mit 80km/h rollerten wir über die Bundesstraße, die wohl die thailändische Autobahn darstellt. Mit dem Roller!!! Das müsste mal jemand in Deutschland machen, da wäre man seinen Führerschein aber schneller los, als es einem lieb ist! 😀
Die Fahrt war schön, es ging vorbei an einigen Reisfeldern, wo große Wasserbüffel die Instandhaltung des Ökosystems übernahmen. Während der Fahrt durch die kleinen Dörfer, wurden wir schnell zum Hingucker, hier oben verläuft sich wohl eher selten mal ein weißer Mensch hin! Das ist genau das, wonach wir auf unserer Weltreise immer Ausschau halten: vom Kapitalismus und Tourismus unberührte, traditionelle Orte und Landschaften.
Am Grenzübergang angekommen, schilderten wir den thailändischen Beamten ganz offen unser Vorhaben: ,,Wir würden gerne länger in ihrem schönen Land bleiben!” Schwups hatten wir den Ausreisestempel im Reisepass und begaben uns auf internationalen Boden zwischen Thailand und Laos. Es gab keine wirkliche Grenze in Form eines Zauns oder einer Mauer, die Markierung übernahm der Mekong Fluss, welcher an dieser Stelle circa 20 Meter breit ist. Wir waren nicht die Einzigen, die heute einen Visa Run durchführen wollten, mit uns waren noch ein paar Amerikaner, Deutsche und Engländer von der Partie. Ein älteres Pärchen aus England, beide über 70, wandte sich ganz aufgeregt und etwas orientierungslos an uns. Die Frau war total verwirrt und hatte große Panik, dass beim Visa Run etwas schiefgehen könnte. Der Mann versuchte sie zu beruhigen, erfolglos. „Sie denkt immer so negativ!“ sprach er zu uns. Wir versuchten sie zu beruhigen, indem wir ihr erklärten, was die nächsten Schritte sind und das wir gern zu viert bleiben können. Wir sind uns nicht sicher, ob sie das beruhigte, aber sie wurde abgelenkt und Gena ihre tiefgründigen Fragen, wo sie sich kennenlernten und wann der erste Kuss war, lockerte die Situation ein ganzen Stücken auf. 😀
Zu Fuß durfte man den Fluss nicht überqueren, also ging es für 50 Cent in den Bus, welcher auf halber Strecke vom Links- zum Rechtsverkehr wechselte. Andere Länder, andere Verkehrsregeln, das gilt wohl auch für diese kurze Strecke am Grenzübergang!
Als die thailändischen Flaggen auf der Brücke in die Landesflaggen von Laos übergingen, waren wir auch schon da und betraten zum ersten Mal Laos. Am Visum-Schalter angekommen, mussten wir erstmal pro Person 50,00€ bezahlen, um einen Ein- und Ausgangsstempel in unseren Reisepass zu bekommen. Der wohl teuerste Stempel unserer bisherigen Weltreise! Und das für Sage und Schreibe 30min in Laos! Denn danach ging es mit dem Bus auch schon wieder zurück nach Thailand, wo wir einen Katalog aus Fragen zu unserer Person und der weiteren Reiseroute angeben mussten. Und dann war es endlich so weit, wir erhielten einen neuen Eingangsstempel von Thailand und damit einhergehend ein erneutes Visum für 30 Tage! Juhu! Erleichtert (im Geist und im Portmonee) verließen wir den Grenzposten, verabschiedeten uns vom englischen Pärchen und düsten mit dem Roller zurück auf die Bundesstraße.
Drei Länder auf einem Blick
Der Tag war noch jung und wir wollten die Gelegenheit, einmal so hoch im Norden zu sein, nutzen. Also ging es zu einem Ort, wo man drei Länder gleichzeitig sehen kann!
Doch erstmal hielten wir am Straßenrand bei einer kleinen Küche, wo eine ältere Dame schon fleißig Pad Thai im Wok brutzelte. Hier haben wir woh, laut Gena, unser bisher bestes Pad Thai gegessen! Für 40 Baht (ca 1 Euro) pro Person servierte sie uns eine riesige Portion, von der wir schnell super satt wurden. Es geht doch einfach nichts über ein gutes Pad Thai! 🙂
Etwas müde von all dem Rollerfahren, zog sich die Strecke zum Aussichtspunkt ganz schön… Wir waren froh, als die 70km geschafft und wir die Aussicht am sogenannten „Golden Triangle“ (dt.: goldenes Dreieck) genießen konnten. Man sah doch tatsächlich ganze drei Länder gleichzeitig: Myanmar, Laos auf der einen Flussseite und Thailand auf der anderen.
Als die Sonne schon so langsam hinter den Hügeln verschwand, machten sie uns auf den Weg zurück nach Chiang Rai. Wir wechselten uns immer mal wieder ab, da uns der Popo schon ganz schön weh tat – mal saß der eine auf dem entspannten, aber unbequemen Hintersitz und der andere auf dem bequemeren Vordersitz und umgekehrt. So kamen wir heil am Hostel an, ließen uns ein Mango Sticky Rice vom Nachtmarkt schmecken und fielen danach erschöpft ins bequeme Bettchen. Wow… so einen aufregenden Ostermontag hatten wir wohl noch nie! 😀 Gute Nacht!