Vulkanmission, Klappe die Zweite

KLINGE-LINGE-LINGE-LING!

Morgenstund hat bekanntlich Gold im Mund. Noch etwas benommen von dem nur dreistündigen Schlaf, ging es mit gepackten Taschen zum Bus. Mit deutscher Pünktlichkeit saßen wir 5 Minuten vor Abfahrtszeit auf unseren Sitzen. Doch wer ließ sich noch knapp 20 Minuten Zeit und hatte noch die Hälfte vergessen? Richtig! Die Bande Chinesen. Dieses Volk kann einem den letzten Nerv rauben! Bei uns fingen sie bereits früh am Morgen damit an. Knapp 30 Minuten ging es bis zum Fuße des Vulkans Ijen. Dort angekommen bekam jeder von uns seine eigene Gasmaske ausgehändigt. Diese sollte bei Eintritt in das Kratergebiet vor den benebelnden Schwefeldämpfen schützen. Dazu bekam noch jeder ein paar Schutzbrillen und wer keine hatte, eine Stirnlampe, da es ja mitten in der Nacht war. Drei mal dürft ihr raten wer die Anweisungen nicht verstanden hat und eine halbe Stunde benötigte, um loslaufen zu können… die Chinesen! Zusammen mit Sven, einem Niederländer aus unserer Gruppe, teilten wir dem Guide mit, dass wir schon einmal vorangehen würden und vermerkten, dass der Treffpunkt  um 7:00 Uhr wieder an unserem Bus sein sollte. 

 

Menschlich arg fragwürdig!

Der Aufstieg im Dunkeln, umgeben von Hunderten von Menschen, war wirklich eine enorme Herausforderung. Die körperlichen Strapazen mal bei Seite gepackt, waren es vor allem die Vielzahl an Menschen die diesen Aufstieg zu einer Tortur machten. 

Doch der zweistündige Aufstieg hatte noch eine ganz andere Belastung für uns parat, eine, mit der wir nie gedacht hätten sie in solch einem Ausmaß je erleben zu müssen. Diese Belastung hieß Mensch! Besser gesagt, die psychische Auseinandersetzung mit dem, was Menschen dort getan haben und was Menschen dort angetan wurde. Ich denke, wir müssen dazu jedoch ins Detail gehen. Am Fuße des nahezu immer 45° emporsteigenden Vulkans gab es eine Reihe an Einheimischen, die einen Transport für umgerechnet 60,-€ anboten. Der Transport sieht in etwa so aus: eine umgebaute Schubkarre, frisiert mit Armlehnen und einem breiten Sitzpolster, wird von zwei schmalen Indonesiern fortbewegt. Einer von beiden schiebt dabei von hinten den mit einem Menschen beladenen Karren den steilen Berg empor, während der andere mit einer Art Seil und einem Stofftuch dazwischen den Karren vorne weg zieht, wie ein Pferd, dass sein Geschirr um den Nacken gebunden hat.  Dieser Anblick kostete uns eine Menge Kraft. Der bloße Drang, einzugreifen, diese Wesen von ihren Sitzen zu zerren, um ihnen die Meinung zu geigen, ihnen das Handy aus der Hand zu schlagen, welches sie stets so fest umklammern, als ob ihr unwichtiges Leben davon abhinge, diesen Drang zu unterbinden, erforderte eine Konzentration, mit der wir nie gerechnet hätten. Gena platze dann aber doch einmal der Kragen und ich musste sie zurückhalten nichts Falsches zwischen all den Menschen zu machen. Die Machtlosigkeit nichts dagegen tun zu können, brachte uns fast zum platzen! Noch nie hatten wir uns so sehr für unsere eigene Art auf Reisen geschämt! Es war ein wahres Trauerspiel die optionslosen Indonesier in solch einer Lage sehen zu müssen. Geld regiert die Welt! Das zeigten uns all die Hunderten Chinesen, die sich diesen Aufstieg mit ihrem Geld und der körperlichen Selbstzerstörung der Einheimischen erkauften.

Nach einem knapp 2 stündigen Aufstieg erreichten wir dann endlich den Krater. Ein unheimlicher Anblick in die Tiefe. Immer noch in Stock finsterer Nacht, bot sich uns ein Anblick wie in einen Ameisenhaufen. Die ganzen Stirnlampen von weit oben zu sehen, wie sie sich in Linien durch den Krater zogen, wirkte fast schon surreal. Nun war auch für uns die Zeit gekommen den Abstieg zur Blauen Flamme zu wagen. Aber was für ein Gedrängel und Geschupse! Keiner der vielen Asiaten um uns herum verstand auch nur im Ansatz, was es bedeutet eine gewisse Ordnung einzuhalten! In diesem Moment wünschten wir uns, dass alle Asiaten Japaner wären, denn dann wäre es hier mit Anstand und Respekt zu seinen Mitmenschen vorangegangen. So jedoch, sprangen manche wild in eine Art Nebenweg und brachten damit immer wieder kleine und große Steine ins Rollen. Man kann hier wirklich von Glück reden, dass Niemandem ernsthaft Schaden zugefügt wurde, durch all die hinunterfallenden Steine! 

Unten angekommen, spürte man die dichten Schwefelschwaden um sich herum. Das Atmen viel schwerer und die Augen brannten trotzt Schutzbrille. Jeder versuchte nun seine Atemmaske fest ans Gesicht zu pressen. Wir benötigten eine kleine Zeit, um die sagenumwobene Blaue Flamme ausfindig zu machen, doch dann sahen wir sie! Und es war … unterwältigend. Massen von Menschen schoben sich vor die doch recht klein geratene Flamme und posierten mit allem was zu geben war. Oberköper frei und nur im BH standen die jungen asiatischen Frauen inmitten der starken Schwefelwolken. Gesund war DAS definitiv nicht! Unsere Aufmerksamkeit schwenkte schnell zu dem See, der inmitten des Vulkankraters lag. Er wirkte mystisch mit all dem vielen Nebelschwaden und der leichten Lichtstreuung der vielen Stirnlampen.

 

Hoch, runter und warten?!

Der starke Schwefelgeruch zwang uns schon bald wieder hinaus aus dem Krater des Ijen. Oben angekommen, betrachteten wir Teile des Sonnenaufgangs, der die Natur um uns herum in warmes Morgenlicht tunkte. Ein wirklich majestätischer Anblick bot sich uns. Auf unserem Weg nach unten, warteten schon die Indonesier mit ihren Wägen auf Kundschaft. „Lamborghini , Ferrari, Porsche“ riefen sie den Leuten entgegen. Wir mussten über den Eifer der Männer das ein oder andere mal lächeln. Trotz all der Strapazen hatten sie stets ein müdes Lächeln auf den Lippen. Als dann die ersten Asiaten an uns vorbeigeschoben wurden, entschlossen wir uns bei jedem ein abwertendes Gesicht zu machen und es mit dem Handy zu filmen. Ob diese Leute es trotz allem verstanden haben, wagen wir stark zu bezweifeln. Unten angekommen, natürlich pünktlich um 6:45, bekamen wir unser Frühstück ausgehändigt. Eine kleine,leckere Banane, ein weiches Brötchen und ein gekochtes Ei, sollte unsere Stärkung nach diesem Kraftakt sein. Wir wussten jedoch, dass wir in kürze Möglichkeiten für ein vollwertiges Mittag haben würden und genossen somit unsere kleine Mahlzeit. Die Zeit verstrich und wir wunderten uns zunehmend wo der Rest unsere Gruppe bleibt. Es vergingen 10 min., 20 min., 30 min., 40 min. und so langsam wurden wir hibbelig. Der Grund dafür: unsere Fähre nach Bali sollte um 9:15 abfahren. Bis dorthin benötigten wir jedoch noch eine gute 1,5 Stunde. Es war bereits 7:40 und wer rechnen kann, der merkt, es wird langsam knapp. Die Zeit verstrich weiter und weiter. Inzwischen waren 1,5 Stunden vergangen, die Ortszeit betrug 8:30 und ihr könnt euch nicht vorstellen welche Hitze sich in meinem inneren aufstaute. Gegen 9:00 schlurften die Chinesen in aller Seelenruhe zu unserem Bus. Unser verzweifelter Tourguide Nana schüttelte nur mit den Kopf und versuchte sich mehrere Male bei uns zu entschuldigen. Er sagte, dass es leider normal sei mit diesen Leuten und sie es einfach nicht verstehen. Wir möchten nicht für alle Chinesen sprechen, doch die paar Hundert, welche uns begegnet sind, ergaben schon ein sehr schockierendes Bild! 

Mit Vollgas ging es nun die Straßen entlang zum Hafen um uns noch irgendwie rechtzeitig zur 10:00 Fähre zu bekommen. Unser Fahrer ist wirklich ein Magier gewesen und schlängelte sich unfallfrei durch den dichten Verkehr. 10:10 Uhr kamen wir am Hafen an und wurden durch alle Wege durchgelotst um es noch rechtzeitig zu schaffen. Tatsächlich erreichten wir die Fähre und die 45 minütige Überfahrt nach Bali konnte beginnen.

 

Eine Insel mit Kultur und Charme

Auf Bali angekommen begrüßten uns im Wasser bereits bunte Fische aller Art. Zu Fuß ging es zum nicht weit entfernten Busbahnhof und auch dort wurde nach kurzem Failschen zeitnah ein Bus gefunden, der uns nahe zur Unterkunft für die heutige Nacht brachte. Die Busfahrt war überwältigend schön! An einer Küstenstraße entlang ging es einmal quer durch Bali. Von West nach Ost dauerte es nur knapp 4,5 Stunden. Was wir an Landschaft und Architektur dabei zu sehen bekamen ist wirklich etwas ganz besonderes. Nahezu jedes Haus hat einen Gebetsplatz im hinduistischen Stil. Noch dazu die grünen Weiten ins Innland mit einer malerischen Gebirgskette im Hintergrund. All dies machte die Busfahrt zu einer Art Kinobesuch. Wir reisten immer noch zusammen mit Sven und uns konnte man wohl allen die Müdigkeit im Gesicht ansehen! 😀 Im Hostel angekommen bestellten wir erst einmal etwas zu essen, ehe wir uns nach etwa 19 Stunden auf den Beinen ins Bett fallen ließen. Gute Nacht! 

Der nächste Tag begann mit einer knapp einstündigen Fahrt zum Hafen im Osten von Bali, dort sollten sich nach knapp 40 minütiger Fahrt mit dem Boot unsere Wege für eine längere Zeit trennen …

1 Gedanke zu „Vulkanmission, Klappe die Zweite“

Schreibe einen Kommentar

Cookie Consent Banner von Real Cookie Banner