Traditioneller Start mit japanischem Neujahrsfrühstück
Nachdem wir alle ausgeschlafen hatten, ging die Kulturreise direkt weiter – Miho bereitete uns allen ein Neujahrsfrühstück vor. In Japan wird kraftvoll in den Tag gestartet mit einer frisch gekochten Misosuppe, Seegras, Muscheln, Möhren, Vollkornnudeln und frittierten Riesengarnelen. Dazu gab es eingelegte Kastanien (gelbe Masse auf dem Bild) und süß flanierte Fische (samt Kopf!). Bereits vor unserer Weltreise haben wir uns vorgenommen, für jedes Gericht offen zu sein, denn Essen ist Kultur und diese wollen wir kennenlernen!
Neujahrsempfang am Asakusa-Schrein
Anschließend fuhren Miho, Koharu, Bruno und ich mit der U-Bahn bis zur Asakusa Station. Während der Fahrt füllte sich die Bahn immer mehr mit Menschen, alle mit demselben Ziel: der Asakusa-Schrein für den Neujahrsempfang. Die Menschenmassen strömten aus der U-Bahn heraus und wir mitten drin! Doch es war keineswegs unangenehm, denn anders wie beispielsweise in New York, Berlin oder Madrid, drängelnd die Menschen hier nicht, sondern laufen leise und entspannt hintereinander her. Beeindruckend, wie stark der gegenseitige Respekt der Menschen immer wieder zu spüren ist!
Räuchern, Waschen & Beten
Am Schrein angekommen, führte uns der Weg zunächst durch ein Torii (= heiliges japanisches Tor). Der Weg zum Eingang der Gebetsstätte dauerte circa eine Stunde, nicht weil dieser weit vom Tor entfernt war, sondern vielmehr, weil so viele Menschen vor uns waren! Wir genossen den Weg sehr, die Spannung konnte steigen und all die kleinen Verkaufsstände rechts und links sorgten für eine nette Unterhaltung. Man konnte japanische Süßspeisen, wie kandierte Erdbeeren, Mochi in den diversesten Geschmacksrichtungen oder Dorayaki (fluffiger Teig mit einer süßen Bohnenpaste gefüllt) kaufen. Es gab auch viele Stände mit tollen handgearbeiteten Souvenirs, wie zum Beispiel wunderschön verzierte Essstäbchen (japanisch: Hashi). Wir mussten uns ganz schön zusammenreißen nichts zu kaufen, denn die Shoppingtour erwartet uns im August, wenn wir nach Japan zurückkehren werden.
Als wir direkt vor dem Asakusa-Schrein standen kamen uns beiden die Tränen. So lange träumten wir von Japan und so lange wollten wir die authentische Kultur kennenlernen und nun war es endlich soweit. So lange schien Japan unerreichbar, aufgrund des teueren Fluges und der großen Entfernung, nun leben wir unseren großen Traum! Kann uns bitte einer kneifen? Dankbarkeit & Gänsehaut umhüllten uns.
Bevor wir in den Schrein eintreten durften, fächerten wir uns Rauch über den Kopf und wuschen uns mit heiligem Wasser Hände und Mund. Dieser Prozess wird immer vor dem Betreten eines Schreins vollzogen, es dient als Reinigung und Wertschätzung dieser heiligen Gebetsstätte. Im Schrein haben wir etwas Kleingeld in einen Eisenspalt geworfen und anschließend unseren Wunsch für 2024 in einem stillen Gebet ausgesprochen. Für uns ein ganz besonderer Moment. Miho half uns anschließend einen passenden Glücksbringer von den Mönchen zu kaufen. Bruno bekam ein glückbringendes, rotes Armband und ich ein pechfernhaltendes, rotes Säckchen für die Tasche. Zum Schluss forderten wir bei einem traditionellen Brauch unser Glück nochmal heraus. Indem man eine Box schüttelt und anschließend ein Stäbchen mit einer Ziffer drauf herauszieht, kann man anhand der Ziffer eine bestimmte Schublade öffnen. Dort enthalten sind kleine Zettelchen, wo das persönliche Glück oder Pech für 2024 draufsteht. Dieser Schrein ist bekannt dafür, mehr Pech zu vergeben, als andere. Auch wir zogen beide einen Pechschein. Das Gute daran: Man kann diesen dann aufhängen und somit direkt am Schrein lassen. Das Pech mit nach Hause zunehmen wäre fatal! Wir haben versucht euch ein bisschen mitzunehmen… Viel Spaß beim Besuch im Asakusa-Schrein!
Okonomiyaki auf der Teppanyaki-Platte
Anschließend ging es für uns vier in ein kleines japanisches Restaurant, wo Miho & Koharu für uns ein super leckeres Gericht zubereiteten. Mitten im Tisch befand sich eine heiße Stahlplatte. Beim Kellner konnte man mit Kraut, Fisch, Fleisch und anderen Gemüsesorten gefüllte Schüsseln bestellen. Zusammen mit einem rohen Ei bereitete man den Inhalt der Schüssel auf der heißen Platte vor. Koharu & Miho schienen das nicht zum ersten Mal zu machen! Mit einem Eisenspatel mixten sie die Zutaten und formten einen Kreis. Nach circa 15 Minuten war das omlettförmige Gericht namens Okonomiyaki servierbereit und wir ließen es uns schmecken. Hallelujah war das vorzüglich! Yummy! Doch seht selbst…
Unser erstes Erdbeben auf dem höchsten Gebäude Japans
Zum krönenden Abschluss des wunderschönen ersten Tages im neuen Jahr, ging es für uns auf das höchste Gebäude Japans, auf den Tokio Skytree. Miho & Koharu hatten bereits die Karten dafür besorgt, somit kamen wir wieder nicht dazu, die beiden Mal einzuladen. Sie haben bisher alles bezahlt und darauf bestanden, dass wir ihnen nichts zurückgeben. Die Gastfreundschaft wird hier in Japan groß geschrieben und mit einer Selbstlosigkeit, wie wir sie noch nie zu vier erlebt haben!
Die 360 Grad Aussicht über Tokio war atemberaubend und wir freuten uns über so eine klare Sicht bei blauem Himmel! Doch plötzlich fing der Turm an zu schwanken. Zunächst einmal dachte ich, mir ist schlecht und mein Kreislauf spielt verrückt. Doch als Bruno mich kurz danach fragte, ob ich das Schwanken auch wahrnehme, wurde uns klar, es liegt nicht an uns, sondern die Bewegung des Turms ist wirklich real! Als Miho den Satz “Das ist ein Erdbeben! aussprach, stand unser Atem plötzlich still. Ein Erdbeben? Noch nie zuvor mussten wir in unserem Leben ein Erdbeben erleben und nun sollten wir unsere erste Erfahrung auf dem höchsten Gebäude Japans erleben? Wir bekamen Angst! Doch diese war nur von kurzer Dauer, Miho und Koharu blieben tiefenentspannt und das wiederum beruhigte auch uns. Koharu recherchierte direkt im Internet, ob es sich wirklich um ein Erdbeben handelte. Tatsächlich brach ein beben der Stufe 7.5 im Westen des Landes aus und die Erschütterungen konnte man auch an der Ostküste in Tokio noch spüren. Wir hatten großes Glück und alle blieben unversehrt, doch an der Westküste wurden verheerende Schäden angerichtet. Eine 5 Meter Tsunami Welle zerstörte viele Haushalte und Autos. Durch das Beben wurde ein Großbrand ausgelöst und insgesamt starben 55 Menschen und hunderte wurden verletzt. Schon oft bekamen wir Erdbeben in den Nachrichten mit, doch noch nie waren wir so nah am Geschehen… Falls ihr mehr dazu erfahren wollt, verlinken wir euch hier mal einen Artikel dazu: Erdbeben in Tokio.
Dankbar
Mit dem Blick auf die hellerleuchtete Großstadt, einem feuerroten Sonnenuntergangshimmel und dem Mount Fuji im Hintergrund, endete der erste Tag des Jahres. Für uns, war er perfekt und hätte nicht schöner sein können. Vielen Dank liebe Miho & lieber Koharu für unvergesslich schöne Momente! 🙂
Hallo Ihr Lieben, wieder ein toller Bericht. Ich bekomme wieder Fernweh. Gott sei dank ist euch nichts passiert. Wir haben natürlich hier in Deutschland dieses furchtbare Erdbeben in Japan mitbekommen. Täglich wird darüber berichtet. Ich hoffe das ich in meinem Leben auch noch mal Japan besuchen kann, eines meiner Traumziele. Ich hatte bisher in den Ländern, in denen ich verreist bin Auch im Vorfeld schon Bekannte. Wie war das bei euch in Japan? Habt ihr die beiden in Tokio schon vorher gekannt oder wie habt ihr sie kennen gelernt. Wünsche euch alles Gute für die nächste Zeit. Liebe Grüße aus Deutschland
Lieber Klaus-Dieter,
du solltest auf jeden Fall ein Ticket nach Japan buchen – es lohnt sich diese im Verhältnis zu Deutschland komplett andere Kultur zu erleben! 🙂 Wir werden im August das Land von Nord nach Süd bereisen und können es kaum erwarten! Unsere Reisefreundin Miho haben wir lediglich an einem Tag in Chile bei einem Ausflug an die Pazifikküste kennengelernt. Wir haben uns direkt so gut verstanden, dass wir seitdem in Kontakt stehen und sie uns zu sich eingeladen hat. 🙂