Zu Besuch bei einem Reisefreund
Nachdem wir die deutsch – texanischen Dörfer hinter uns gelassen hatten, machten wir uns auf direkten Weg in die Hauptstadt des Bundesstaates, es ging nach Austin! Dort haben wir einen Freund besucht, den wir vor vier Monaten in einem Hostel in Antigua, Guatemala, kennenlernten. Bruno hat damals ein paar Stunden mit ihm gequatscht, während ich mit Judith auf der Farm war. Wir kannten ihn also nur ein wenig. Schon damals hat er uns angeboten, in seinem Haus zu wohnen, während wir Austin erkunden. Scott reist auch sehr viel, doch wir hatten Glück und am ersten Novemberwochenende war er zuhause und hatte Zeit für uns! Wir freuten uns riesig und verbrachten bei ihm ein wunderschönes Wochenende. Wir durften uns bei Scott und seiner Hündin Zoey wie zuhause fühlen und die Vorzüge eines richtigen Bettes, einer warmen Dusche und einer Waschmaschine genießen. Ihr glaubt gar nicht, wie sehr man diese Dinge wieder zu schätzen weiß, wenn sie auf einmal nicht mehr täglich zugänglich sind!
Texas BBQ & Tanzkurs im Broken Spoke
Nach unser Ankunft gab es viel zu bereden, denn seit unserem letzten Treffen ist viel passiert! Scott ist seinen ersten Halbmarathon in Patagonien gelaufen, hat das Fest der Toten in Mexico miterlebt und aktuell plant er seine einjährige Reise nach Asien & Afrika für das kommende Jahr. Nebenbei arbeitet er bei Google und ist Teil der Google Home – Umsetzung. Super interessant, aber auch irgendwie erschreckend, wie viel die Technik bereits übernehmen kann!
“Wenn ihr in Texas seid, dürft ihr euch ein echtes Texas BBQ nicht entgehen lassen!” Mit dieser klaren Ansage, ging es am Abend zu einem typischen Texas – Grill – Restaurant. Dort kann man sich neben einer Vielzahl von Nebenspeisen, wie Salaten, Bohnen, Mais und Co. , frisches Rindfleisch vom Fleischer abschneiden lassen. Dieses hochwertige Mahl hatte seinen stolzen Preis, doch vollkommen gerechtfertigt! Es war unglaublich lecker!
Anschließend kamen wir einem Bucketlist-Punkt von mir nach. Ich wollte unbedingt einmal Countrydance in einer originellen Kneipe mit Tanzfläche in Texas ausprobieren. Zufällig fand im Broken Spoke an diesem Abend eine 2-Schritt-Tanzstunde statt. Tja, da mussten die Jungs nun durch… Nach einem Bierchen ging es auch schon los! Die Herren auf der einen und die Damen auf der anderen Seite. Eine Frau in Cowgirlstiefeln präsentierte uns die Schritte, sie ähnelten einem langsamen Swing. Bruno war begeistert…nicht! 😀 Und dann kam es auch noch dazu, dass Bruno als einziger Mann auserwählt wurde und mit mir zusammen das Vorführpärchen sein sollte. Das war vielleicht witzig, sage ich euch! Nach ein paar Übungen ging es auch schon los und die Tanzfläche wurde mit lauter Anfängerfüßen gefüllt.
Hier lernten wir auch zwei Mädels aus L.A. und New York City kennen, gemeinsam tanzten wir mit ihnen und teilten uns einen Tisch. Wir haben viel gequatscht und gelacht, besonders amüsiert haben wir uns über das Wort “Schloss Neuschwanstein” – hier wollen Anna & Ebby unbedingt mal hin! Was für uns ganz einfach aussprechbar ist, bedeutet für die Amerikaner Zungenbrecher und Lachanfall! Es war ein toller, typischer Texas-Abend! Spät in der Nacht vielen wir müde in Scott sein bequemes Gästebett.
Haltet Austin seltsam!
Am nächsten Tag erkundeten wir mit unserem persönlichen Reiseführer Scott die Innenstadt von Austin. Scott zeigte uns ein paar interessante Stadtteile, wie zum Beispiel den Park am Colorado River, wo es jeden Morgen gefühlt die halbe Stadt zum Joggen hin verschlägt. In Downtown hatten wir eine gute Sicht auf all die neueren Gebäude der Stadt. Keine andere Stadt in den USA hat sich in den vergangenen Jahren so drastisch vergrößert, wie Austin. Anders als das Klischeebild von Texas, ist Austin bekannt für seine moderne Innovation, für Kultur & Vielfalt. Als Universitätsstadt zieht Austin besonders die jungen Menschen an und kreiert dadurch ein fantastisch, lebhaftes Geschehen auf den Straßen. Die Rainey Street ist bekannt für Streetfood und tolle Restaurants aus allerlei Kulturen. Ebenfalls konnte man gut erkennen, dass viele Musiker in Austin entdeckt und berühmt wurden. Hier wimmelt es noch heute von Straßenmusik und tollen Festivals! Das Motto der Stadt “Keep Austin weird!” (dt.: “Haltet Austin seltsam!”) trägt dazu bei, dass Austin eine wirkliche Ausnahme zum sonst so konservativen Texas darstellt.
Roooooodeoooo
Am Abend ging es für Bruno und mich noch zum Rodeo! Texas ist für sein wildes Bullenreiten berühmt und zählt neben Kanada, Frankreich und Mexico zu den top Rodeo-Orten! Nun ja, dass beim Rodeo die Bullen sehr gequält werden und dafür die Zuschauer jubeln und sich erfreuen, ist schon ziemlich unmenschlich… Doch es gehört zur Jahrhunderte alten Tradition der Cowboys und wir wollten auch diesen Teil der texanischen Kultur einmal erlebt haben. Daher haben wir im Dell Diamand Baseballstadion das letzte Rodeo vor Ende der Saison besucht. Bevor das wilde Reiten losging, wurde stolz und mit der rechten Hand vor der Brust die amerikanische Nationalhymne gesungen. JEDER sang mit, voller Stolz & Mitgefühl. Es war sehr beeindruckend! Anschließend wurde noch Jesus Christus gedankt, dass wir alle gesund sind und trotz der Kriege auf dieser Welt heute hier das Rodeo genießen können. Wir fanden es beide sehr beeindruckend, wie sich bei diesen zwei Themen alle einig waren. Der Glaube zu Gott sowie der Nationalstolz zu Amerika haben einen ganz hohen Stellenwert in den USA. Absolut nicht vergleichbar mit unserer deutschen Kultur. So, nun aber genug Vorspiel, seid ihr bereit für den wohl verrücktesten “Sport”, wenn man ihn als solchen betiteln sollte!? Ok! Let´s go!
Bevor es am Sonntagabend für uns weiter Richtung Osten ging, verbrachten wir noch einen entspannten Tag zusammen mit Scott und Zoey. Wir haben uns über so viele Dinge unterhalten, wie Sprache, Job, Hauskauf und Zukunft, Reisen und unser Wiedersehen in Asien. Doch dann wurde es für uns Zeit, weiterzuziehen. Wir sind Scott sehr dankbar, dass wir in seinem Haus bleiben konnten und er Zeit hatte, mit uns schöne Momente zu schaffen. Hoffentlich sehen wir ihn schon bald wieder!
Houston, wir haben ein Problem!
Drei Autostunden von Austin entfernt, befindet sich die Großstadt Houston, direkt am Golf von Mexico. Die Stadt an sich hat uns nicht sonderlich gut gefallen – eben eine amerikanische Großstadt, kennt man eine, kennt man alle! 😀 Naja, ganz so ist es nicht, aber Houston hatte wirklich kein besonderes Alleinstellungsmerkmal. Bis auf ein besonderes Museum! Das NASA Space Center am Rande der Stadt. Es regnete sehr stark und die Wolken boten keine Aussicht auf Sonnenschein – ein perfekter Museumstag also! Sobald wir die Eingangstür des Space Center betreten hatten, waren wir mitten im All! So wirkte es jedenfalls, bis auf die Schwerelosigkeit, war es sehr authentisch. Alles war sehr dunkel, ringsherum leuchteten Planeten in verschiedenen Farben und ein paar Raumschiffe standen auch zur Show.
Das Museum ist sehr vielfältig aufgebaut. Man kann verschiedene Filme im Kinosaal anschauen, bei einer Straßenbahnrundfahrt das riesige Gelände der NASA besser kennenlernen und den Mitarbeitenden in der Arbeitshalle beim Arbeiten zuschauen. Das Coolste war das Betreten eines alten Spaceshuttles, welches nun als Ausstellungsort dient. Insgesamt haben wir ganze sechs Stunden im Space Center verbracht.
Der Besuch war sehr interessant, vieles wussten wir bereits, doch einiges war auch neu! Zum Beispiel, dass neben den bereits bestehenden Robotern auf dem Mars, schon in wenigen Jahrzehnten (man geht davon aus, dass es nur noch 20 Jahre dauert), die ersten Menschen auf dem Mars landen werden. Verrückt, wenn man bedenkt, dass dafür eine Distanz von ca. 70 Millionen Kilometern beschritten werden muss! Dahingegen sind wir zwei ja nur einen Katzensprung von euch entfernt! 😀
Wir hoffen, ihr hattet Freude beim Spaziergang durch Texas! 🙂 Falls ihr noch nicht bei unserem Weihnachtsspezial mitgemacht habt, schaut gern nochmal auf den Blogbeitrag und stellt uns eure Fragen! 🙂