Auf den Spuren der Strohhüte
Nachdem wir den Tropensturm Shanshan glimpflich überstanden hatten, machten wir uns auf die Suche nach einer Autovermietung, denn eine ganz besondere Attraktion hatte die Präfektur Kumamoto noch zu bieten, die wir, oder besser gesagt ich (Bruno), um jeden Preis sehen wollten. Die aktuellen Mitglieder der Strohhutbande aus dem erfolgreichsten Anime und Manga aller Zeiten, One Piece, waren als Statuen überall in der Präfektur verteilt worden. Doch ist das nur ein Werbegag, oder steckt dahinter tatsächlich mehr, als wir ahnen konnten? Wir finden es heraus. Also setzt die Segel und volle Fahrt voraus!
Direkt am Morgen mieteten wir uns ein Auto für einen Tag, um ausreichend Zeit für unser Unterfangen zu haben, alle Strohhutmitglieder zu finden und ein Foto mit ihnen zu machen. Dabei lachte uns das Glück mal wieder ins Gesicht, denn hier in Japan gibt es eine ganz eigene Fahrzeugklasse, die wir nur allzu gerne mal gefahren wären und wie es das Schicksal so wollte, bekamen wir genau so ein Auto gestellt. Der Toyota Roomy gehört zu der Fahrzeugklasse MPV und ist nur hier in Japan erhältlich. Es fühlte sich an, als ob man in ein Clownsauto steigt, doch von Innen vermittelte dieses Raumwunder das Gefühl in einem Schloss zu sitzen. Mit breitem Grinsen fuhren wir nun also los, um nicht nur die Strohhüte zu finden, sondern auch die Umgebung besser kennenzulernen.
Jinbe, der Ritter der Meere
Der Besuch unseres ersten Strohhutes brachte uns an die Küste, genauer gesagt zu der Küstenstadt Uto City. Der Steuermann der Strohhutpiraten begrüßte uns mit einer Sakeschale in der Hand und einer wundervollen Szenerie im Hintergrund. Doch schnell erfuhren wir, warum die bekannten Charaktere ihre Plätze in der ganzen Präfektur Kumamoto bekommen hatten. Als Wiederaufbauhilfe investierte Eichiro Oda, der Erfinder von One Piece, in seiner Heimat viel Geld nach den verheerenden Erdbeben im Jahre 2016. Die Region erlitt mehrere starke Erdbeben die bis hin zu einer Stärke von 7,4 reichte. Dabei wurden Städte teilweise zu 80% zerstört. In dem Gebiet von Uto City wurde die wichtige Stadthalle nahezu komplett zerstört. Jinbe soll, als treuer Gefährte, das Gebiet vor zukünftigen Problemen bewahren und so, wie alle anderen Strohhüte auch, als touristische Einnahmequelle den Wiederaufbau mit vorantreiben.
Soulking, Brook
Nach einer tollen Fahrt durch den südlicheren Teil Kumamotos, erreichten wir den Schiffsmusiker der Strohhutpiraten, das lebende Skelett Brook. Sein Standort passt gleich in mehrerer Hinsicht zu ihm. Denn sowohl das örtliche Naturkundemuseum, als auch die einzige Musikhochschule der gesamten Insel Kyūshu befinden sich unmittelbar um seine Statue in Mifune. Beides wurde ebenfalls während der Erdbeben im Jahre 2016 stark in Mitleidenschaft gezogen und benötigte mehrere Monate um wieder nutzbar zu sein. Brook soll mit seinen Totenschädelwitzen und seiner Musik aus einer anderen Welt, ein Lächeln in die Gesichter der Anwohner zaubern und stets auf sie acht geben. Per Zufall erlebten wir den vor Ort stattfindenden Markt des Kleintier-Fischzucht-Vereins und bekamen so einen kleinen Einblick in die Wochenendsbeschäftigung der Anwohner.
Schwarzfuß, Sanji Vinsmoke
Nur eine kurze Fahrt von unserem letzten Halt entfernt, befindet sich die Statue von Sanji, dem Schiffskoch der Strohhutpiraten. Das Schicksal rund um seinen Standort war wohl eines der schlimmsten in der ganzen Region. Gleich zwei Erdbeben mit einer Stärke von über 7,1 trafen das Gebiet Mashiki. Damit galt die Region als am schlimmsten betroffenes Gebiet in Kumamoto. Mit am schlimmsten betroffen von der Katastrophe war das örtliche Schulversorgungszentrum, welches ganze sieben Schulen in der Umgebung mit Essen versorgte. Es dauerte fast zwei Jahre, um die Region wieder auf den Stand von vor den Erdbeben zu bringen. Sanji soll für eine stetige Versorgung an Nahrung in der Region sorgen und der Zukunft des Landes, den Kindern, wieder ein Lächeln in ihre Gesichter zaubern. Im Umkreis seiner Statue befinden sich außerdem neue Sportanlagen. So ergab es sich, dass wir bei einem Fußballspiel zuschauen konnten und den japanischen Spielstiel erleben durften.
Nami, die diebische Katze
Mit Beginn des Aso-Kuju Nationalparks veränderte sich auch die Landschaft und unsere Suche nach dem nächsten Mitglied der Strohhüte verlief nun auch in der Horizontalen. Die bergige Landschaft ist wirklich eine Augenweide und auch die nächste Statue macht einen besonderen Eindruck auf uns. Nami, die Navigatoren der Strohhutpiraten befindet sich in einem Gebiet, das vor allem für seine starken Winde und den vielen Windrädern in der Umgebung bekannt war. Bei dem Erbeben im Jahre 2016 traf auch hier eines von ihnen das Gebiet Nishihara und verwüstete dabei knapp 80% der Gebäude des Ortes. Nami soll den Wind der Guten Hoffnung vorhersagen und den Dorfbewohnern neue Zuversicht schenken, dass ihre geliebten Windmühlen schon bald wieder überall in der Region zu sehen sein werden.
Cyborg Franky
Der riesige Schiffszimmermann der Strohhüte hilft der Stadt Takamori wieder den Anschluss zur Außenwelt zu erhalten. Bei dem Erdbeben 2016 wurden mehrere Teile der Zugstrecke zerstört und sorgten für lange Zeit für eine abgeschottete Lage der Stadt zu ihrer Außenwelt. Der Zug ist nämlich der Hauptverkehrsweg für viele Einheimische, um Orte wie Krankenhäuser oder Schulen zu erreichen. Als gelernter Schiffszimmermann und Miterbauer des Seezuges in der Welt von One Piece, war Franky die ideale Person, um die Zugstrecke mit Hilfe der Spendengelder aus ganz Japan wider aufzubauen und den Menschen von Takamori eine Verbindung zur Außenwelt zu ermöglichen.
Lysop, der Sogeking
Auch die Stadt Aso erreichte eines der vielen Erdbeben im Jahre 2016 und verwüstete viele der hier vor Ort so bekannten Graslandschaften und Viehwiesen. Auch die äußeren Bereiche des größten Berges im Nationalpark, dem Berg Aso, traf das Beben hart und seine fünf Bergspitzen brachen bei dem Beben ab und schossen dabei das Tal hinunter ins Landesinnere. Lysop ist zwar der Scharfschütze der Strohhutpiraten, aber eben auch ein leidenschaftlicher Gärtner und Naturliebhaber. Es gibt also niemand Besseren, als ihn um die einst so schönen Felder und Wiesen wieder zum Strahlen zu bringen. Doch vor allem Mutter Natur wird hierbei eine Hauptrolle der Rekultivierung einnehmen müssen.
Teufelsmädchen, Nico Robin
Am Ausgang des Nationalparks wartete das letzte weibliche Strohhutmitglied auf uns. Die Archäologin Nico Robin ist die Wissensquelle der Strohhüte und ein wandelndes Lexikon. Es passt daher, wenn jemand wie sie, den folgenden Ort bewacht und die Informationen für die Nachwelt sicherstellt. Robin’s Statue befindet sich an der ehemaligen Universität von Kumamoto, die heute als das Kumamoto Erdbeben Museum fungiert. Das einsturzgefährdete Gebäude soll als eine Art Freilichtmuseum die verheerenden Kräfte der Natur aufzeigen. Ganz nebenbei ist der Ausblick vom ehemaligen Campus auf die Berge des Aso-Kuju Nationalparks wirklich sehenswert.
Piratenjäger, Lorenor Zorro
Der Fanliebling und Vizekapitän der Strohhüte begrüßte uns bereits mit gezogenen Schwertern. Nach der Zerstörung der städtischen Infrastruktur, der historischen Wahrzeichen aus der Edo-Periode und der vielen Kinder-Kampfschulen und Dojos, veränderte sich das Stadtbild von Ozu wohl für immer. Der Schwertkämpfer mit dem Dreischwerter-Stil soll den Kindern Mut machen, wieder in ihr Training einzusteigen und mit dem selben Ehrgeiz und Siegeswillen des Kampfsportes auch für den Wiederaufbau und die Zukunft der Heimat zu kämpfen.
Schleckermaul, Tony Tony Chopper
Wieder in Kumamoto angekommen, besuchten wir kurz vor Sonnenuntergang den Schiffsarzt der Strohhüte. Nach dem verheerenden Erdbeben wurde auch der Zoo und der anliegende botanische Garten schwer in Mitleidenschaft gezogen. Beides musste für zwei Jahre geschlossen und die Tiere in anderen Zoos untergebracht werden. Wer, wenn nicht ein tierischer Schiffsarzt, ist besser für die Nachbehandlung der vielen Tiere geeignet? Seit 2018 hat der Zoo in Kumamoto wieder geöffnet und bringt Freunde in die Gesichter so vieler Menschen.
Strohhut, Monkey D. Ruffy
Nun war es also soweit und wir standen mit den letzten Strahlen des Sonnenunterganges dem Kapitän der Strohhüte, Monkey D. Ruffy, gegenüber. Er war der erste der Strohhutpiraten, der seinen Weg nach Kumamoto fand. Im Herzen der Stadt feuert er nicht nur seine Crewmitglieder bei der Unterstützung der Region an, er soll als Stütze für alle Menschen in Kumamoto dienen und Mut für die Zukunft spenden.
Natürlich gibt es auch noch ein kleines Video mit all meinen Helden 😀
Fazit:
In knapp 10 Stunden bereisten wir also die gesamte Präfektur Kumamoto und erlebten viele der wundervollen Ecken, die dieses Gebiet für uns bereit gehalten hat. Ich persönlich bin überglücklich solch eine tolle Erfahrung mit solch besonderen Statuen erlebt zu haben und ich glaube auch Gena hat diese Art des Erkunden sehr gut gefallen.
“Es gibt Dinge, die kann man nicht aufhalten. Den Lauf der Zeit, das Schicksal, große Träume, einen starken Willen. Ohne sie findet man keine wahre Freiheit. Man bleibt ewig in sich gefangen und verliert seine Ziele.”
Gol D. Roger, König der Piraten, One Piece