Ausruhen in Fukuoka
Am 23. August haben wir uns in Hiroshima von Robert verabschiedet. Es war ein merkwürdiges, aber gleichzeitig schönes Gefühl, ihn gehen zu lassen und zu wissen, dass wir ihn bald wiedersehen werden. Während er mit dem Bus zum Flughafen aufbrach, fuhren wir nur wenige Minuten später mit einem anderen Bus weiter in Richtung Südwesten nach Fukuoka, einer Hafenstadt, die als wichtiges Drehkreuz für den Handel mit Südkorea gilt. Von hier ist es nämlich nur noch ein Katzensprung bis nach Südkorea.
Unsere Tage in Fukuoka waren sehr entspannt, was auch dringend notwendig war. Nach drei wundervollen Wochen waren wir vor allem eines: erschöpft. Wir brauchten dringend Ruhe, und genau die fanden wir in Fukuoka. Unsere Tage bestanden aus langem Ausschlafen, entspannten Spaziergängen durch die Stadt, dem Basteln neuer Blogbeiträge, Telefonaten mit Freunden & Familie und der Planung meines Geburtstags. Japp, ein Jahr ist schon wieder vergangen, und der zweite Geburtstag auf unserer Weltreise rückte näher. Ich liebe Geburtstage und finde, dass dieser Tag besonders sein muss! Deshalb buchten wir eine schöne Unterkunft in Kumamoto, von wo aus wir unsere Geburtstagswanderung im Aso-Kuju-Nationalpark starten wollten.
Doch je näher mein Geburtstag rückte, desto mehr zeichnete sich ein ungebetener Gast ab: der Taifun Shanshan. Am Tag unserer Abreise von Fukuoka nach Kumamoto erfuhren wir, dass der Taifun direkt auf Kumamoto zusteuert und pünktlich zu meinem Geburtstag das Festland erreichen würde. Taifune können besonders gefährlich werden, wenn sie das Festland treffen. Der japanische Wetterdienst warnte vor erheblichen Schäden, starken Überflutungen und sogar Tsunamis! Im Internet konnten wir Shanshan und seinen Kurs bereits verfolgen. Es sah nicht gut aus!
Vorbereitungen laufen
Da sich der Taifun früher oder später über ganz Japan ausbreiten würde und wir unsere Unterkunft ohnehin nicht mehr stornieren konnten, machten wir das Beste aus der Situation und arrangierten uns mit dem Unvermeidbaren: mehrere Tage in der Wohnung zu verbringen und darauf zu hoffen, dass uns nicht das Dach über dem Kopf wegfliegt. Unsere kleine Wohnung war wirklich ideal, um ein paar Tage nicht nach draußen zu gehen. Sie hatte eine kleine Küche, ein eigenes Bad, ein „Esszimmer“ und ein richtiges Bett – hier konnten wir es gut aushalten!
Unsere einzige Sorge war jedoch die Lage im Erdgeschoss. In den Nachrichten konnten wir bereits verfolgen, wie stark die Überschwemmungen die Straßen in Flüsse verwandelten, die unaufhaltsam in die Keller und Wohnungen der Anwohner strömten. Wir konnten nur hoffen, dass Kumamoto nicht allzu stark betroffen sein würde.
Also deckten wir uns mit genügend Lebensmitteln ein, um einige Tage durchzuhalten. Gerade noch rechtzeitig, bevor die Supermärkte schlossen und ihre Scheiben mit Pappe verbarrikadierten, hatten wir unseren Kühlschrank gut gefüllt. Mein Geburtstag konnte kommen! Mit Eis, Wein, Schoki und genügend leckeren japanischen Gerichten, werden wir uns schon eine schöne Zeit machen.
Ein ganz besonderer Tag
Nachdem wir uns gut eingerichtet hatten und ich mich mit der Tatsache, an meinen Geburtstag keinen coolen Ausflug zu machen, sondern in der Bude zu hocken angefreundet hatte, konnte der Tag kommen! Ich muss ehrlich gestehen, dass ich ein paar Tage zuvor noch richtig traurig darüber war… Wer hockt schon gern eingesperrt in der Wohnung an seinem Geburtstag!? Doch wisst ihr, eines was wir auf unserer Reise lernen durften ist: Es ist wie es ist, aber es wird was du daraus machst! Also schob ich die Sorgen bei Seite und fokussierte mich auf das Mögliche: Einen bunten Tag mit meinem Bruno in dieser schönen japanischen Unterkunft.
Am Abend zuvor telefonierten wir noch mit unserer guten Freundin Diana. Das Gespräch war länger als gedacht und schwups war es bei uns 00:00Uhr und mich erwartete das erste Geburtstagsständchen. 🙂
Anschließend telefonierte ich noch mit meinen Eltern, die ebenfalls ein süßes Ständchen für mich sangen. Besser hätte mein Geburtstag nicht starten können! Oder doch? Am nächsten Tag kamen Kindheitserinnerungen hoch, als Bruno mich mit Luftballons im Bett und Girlanden an den Wänden überraschte. Meine liebe Mama hat mich als Kind zu meinem Geburtstag auch oft mit Luftballons im Bett geweckt und ich habe es geliebt! 🙂 Bruno hat sich so viel Mühe gegeben, mir eine Freude zu bereiten, trotz den eingeschränkten Möglichkeiten auf Weltreise und dann auch noch mit Taifun-Einschränkungen. Zum Frühstück gab es Kuchen mit Orangensaft und vielen kleinen Geschenken. 🙂
Der Tag war wirklich wunderschön und um einiges besser, als ich mir das unter den Umständen hätte vorstellen können. Wir tanzten im Wohnzimmer, nutzten die Ruhe vor dem Sturm und pusteten Seifenblasen vor der Tür und spielten Schach mit improvisierten Figuren, da wir keine Schachfiguren dabei haben. Ab und zu trudelten Anrufe ein und wir telefonierten mit Freunden & Familie. Es haben so viele Menschen trotz Zeitverschiebung an mich gedacht, was den Tag nur noch bunter machte.
Vom Taifun blieben wir größtenteils verschont. Bis auf ununterbrochenen starken Regen und etwas Windböen am Morgen, wurde die Region um Kumamoto nicht stärker geschädigt. Der Taifun änderte kurzerhand die Richtung und schlug etwas weiter westlich umso stärker zu. Unser ungebetener Geburtstagsgast hat also noch rechtzeitig mitbekommen, dass er hier nicht erwünscht ist! 🙂