Tag 3: Samuraihaus, Abkühlung und Drohneneinsatz
Seit zwei Tagen sind wir nun schon mit unserer “wilden Maus” unterwegs. Am Morgen des dritten Tages wurden wir mit einem kleinen Frühstück überrascht, das uns von der lieben älteren Dame und ihrem Ehemann, bei denen wir übernachtet hatten, serviert wurde. Mit unserem holprigen Japanisch, ihrem überraschend guten Englisch und der Hilfe von Google Übersetzer führten wir ein wunderbares Gespräch. Dabei erfuhren wir mehr über ihr Leben und das charmante Haus, in dem wir schlafen durften. Die beiden haben sich in kürzester Zeit einen festen Platz in meinem Herzen erobert, und ich bin zutiefst dankbar für diese besondere Begegnung. Mögen sie noch ein langes, gesundes Leben führen und ihr zuckersüßes Lächeln niemals verlieren!
Nach unserem gemütlichen Frühstück machten wir uns auf den Weg, um die Altstadt von Takayama zu erkunden, die mit ihren charmanten kleinen Lädchen ein wahres Highlight ist. Wir besuchten den Morgenmarkt und das alte Samurai-Haus, die Takayama Jinya. Dieses Gebäude diente von 1692 bis 1868 als Außenstelle der Edo-Regierung und ist heute ein bedeutender historischer Ort, sowie ein einzigartiges Beispiel für die Architektur dieser Zeit. Es ist faszinierend, wie viel Bürokratie schon damals, im feudalen Japan, das tägliche Leben prägte. Neben den Wohnbereichen wie Küche, Schlafräume für die Samurai und ihre Bediensteten, sowie das Bad, fanden sich zahlreiche Büroräume, darunter eine Poststelle, eine Empfangshalle, ein Konferenzsaal und vieles mehr.
In aller Ruhe schlenderten wir durch die verschiedenen Räume des Samuraigebäudes und ließen die besondere Atmosphäre auf uns wirken. Es ist im übrigen das einzige noch existierende seiner Art in ganz Japan! Ein besonderes Highlight war der Blick in den kleinen Innenhof, der einen zauberhaften japanischen Garten beherbergt. Wir setzten uns auf die Schwelle des Hauses und genossen die beruhigende Wirkung der verschiedenen Grüntöne.
Nach einem köstlichen Mittagessen setzten wir unsere Fahrt fort und tauchten erneut in die malerische Landschaft der japanischen Alpen ein. Ein See folgte dem nächsten, und ungeplant fanden wir uns immer wieder an den Ufern wilder Flussläufe wieder. An diesem heißen Sommertag schienen die Seen geradezu nach uns zu rufen, also stoppten wir spontan und sprangen direkt hinein… Das war genau das Richtige!
Nach der Abkühlung setzten wir unsere Fahrt fort und erreichten am späten Nachmittag die historischen Dörfer von Shirakawa-gō. Eigentlich wollten wir dort spazieren gehen und uns die noch bestehenden Gebäude aus der Edo-Zeit anschauen. Da wir jedoch nicht die einzigen mit dieser Idee waren, entschieden wir uns gegen den Massenandrang, fuhren ein paar Kilometer weiter und ließen unseren Plan B starten: die Drohne! So konnten wir uns in aller Ruhe den Ort von oben anschauen. Vielleicht sogar noch schöner, da wir die Strukturen und den Aufbau des Dorfes und der umliegenden Reisfelder so noch besser erkennen konnten. Seht selbst!
Am Abend erreichten wir bei malerischem Abendlicht unser Hostel in Nanto, nicht mehr weit entfernt von der Küstenstadt Kanazawa. Auf den letzten Metern stoppten wir einige Male, nicht weil die wilde Maus versagte, sondern weil der Anblick auf die traditionellen Häuschen in mitten der leuchtend grünen Reisfelder einfach zu schön anzusehen war! Ach Japan…
Tag 4: Sushi in Kanazawa, wo sonst?
Die Nacht im Hostel verlief etwas holprig. Am Abend waren wir noch allein und spielten in aller Ruhe eine Runde Skat. Doch kaum hatten wir uns schlafen gelegt, strömte plötzlich eine Horde Reisender herein, und schwups, war der Schlafsaal voll! Nach einem entspannten Haferbrei-Frühstück (dank Robert genießen wir ein Stück Heimat mit deutschem Frühstück) setzten wir unsere Fahrt fort in Richtung Kanazawa, das nicht mehr weit entfernt lag.
Unsere Unterkunft in Kanazawa übertraf wirklich alle bisherigen Schlafplätze! Im original japanischen Stil, mit Blick auf einen kleinen Garten im Innenhof, durften wir ganz traditionell auf Tatamimatten nächtigen. Im Bad gab es sogar einen Onsen! Was will man mehr?! 🙂
Den Rest des Tages erkundeten wir die Altstadt. Kanazawa hat wirklich einiges zu bieten! Wir flanierten durch die Gassen, suchten Schatten im schön angelegten Schlosspark und besuchten einen echten Fischmarkt. Die Stadt ist bekannt für ihre gut erhaltene Geschichte und Kultur aus der Edo-Zeit. Neben den Geschichtsliebhabern, lockt sie mit ihren kulinarischen Schätzen an Fisch und Meeresfrüchten besonders die Feinschmecker aus aller Welt an.
Den Tipp von unserer japanischen Freundin Miho im Gedächtnis “Ihr müsst in Kanazawa Sushi probieren!”, besuchten wir am Abend ein Sushi-Lokal ganz in unserer Nähe. Wie fast überall in Japan, kann man in den meisten Restaurant nicht reservieren, sondern wartet vor der Tür bis man einen Platz zugewiesen bekommt. Das Warten gilt in Japan als Zeichen der Anerkennung und verleiht dem Restaurant seine Wertigkeit. Stehen viele Menschen davor, schmeckt es besonders gut!
Für dieses ältere Ehepaar haben sich die 30 Minuten Warten definitiv gelohnt! Das Sushi wurde direkt vor unseren Augen frisch zubereitet und auf der Theke serviert. Während der Mann mit geschickten Händen den Reis zu perfektem Nigiri formte, wurden wir von seiner Frau bedient und mit heißem Sake verwöhnt. Die liebe Dame machte sogar ein Foto von uns – auch wenn es etwas verwackelt ist, bleibt es doch eine wunderbare Erinnerung! 🙂
Und mit diesem Abend endete auch der vierte Tag unseres Roadtrips durch die japanischen Alpen. Morgen werden wir unsere Fahrt fortsetzen, doch nun genießen wir erstmal Sake, Skat und unsere schöne Unterkunft. Macht´s gut und bis bald!